2017-01-28 10:47:00

Papst zu Orden: „Treue wird heute auf die Probe gestellt“


Treue zum Ordensleben zu halten, ist in der gegenwärtigen Kultur nicht einfach: Es braucht dazu gute Begleitung und die Gemeinschaft der Schwestern und Brüder. Papst Franziskus empfing an diesem Samstag die Vollversammlung der Kongregation für das Ordensleben, die sich mit der Frage der Treue und denen, die das Ordensleben verlassen, beschäftigt. „Wir stellen fest, dass die Treue derzeit auf die Probe gestellt wird“, so der Papst in seiner Ansprache. „Die Statistiken, die Sie untersucht haben, zeigen das. Wir leben geradezu in einer Zeit der ‚Ausblutung’, welche das religiöse Leben und damit das Leben der Kirche selbst schwächt.“ Damit bezog sich der Papst auf die Mitgliederzahlen, die fast weltweit zurück gehen, durch weniger werdende Eintritte wie auch durch Austritte.

Der Papst sprach davon, dass es viele verschiedene Gründe gebe, das Ordensleben zu verlassen; einige Faktoren, die bei der Treue helfen, legte er in seiner Ansprache vor. Es sei ein ‚Epochenwandel’, nicht nur eine ‚Epoche des Wandels’. „Wir leben in einer Kultur der Stücke, des Provisorischen“, griff er ein Thema auf, das ihn immer wieder beschäftigt. „Diese Kultur führt zu dem Wunsch, immer eine Seitentür offen zu halten, für andere Möglichkeiten. Sie nährt den Konsumismus und vergisst die Schönheit eines einfachen und schlichten Lebens“, so der Papst.

Dies könne man als „praktischen Relativismus“ bezeichnen, ein Begriff, den Franziskus zuerst in seiner Programmschrift Evangelii Gaudium benutzte: Alles werde nach seinem Nutzen bewertet, und das wiederum führe weg von den Werten des Evangeliums. „Wir leben in einer Gesellschaft, in der die Regeln der Wirtschaft die Regeln der Moral ersetzen“, beklagte der Papst.

Franziskus sprach von der Jugend, wo es viele Menschen gebe, die spirituell auf der Suche seien. Aber auch hier gebe es „Opfer der Weltlichkeit“: „Suche nach Erfolg um jeden Preis, nach dem schnellen Geld und dem leichten Genuss.“ Hier gelte es, diesen jungen Menschen zur Seite zu stehen und sie mit der Freude des Evangeliums und der Zugehörigkeit zu Christus anzustecken.

Ein weiterer Faktor für die Treue liege im Inneren der Ordensgemeinschaften, „wo es neben viel Heiligkeit auch Gegen-Zeugnisse gibt, die ein Leben in Treue schwierig machen. Dazu gehören unter anderem die Routine, die Müdigkeit, das Gewicht der Verwaltung der Strukturen, innere Spaltungen, die Suche nach Macht, eine weltliche Weise, die Institute zu leiten, ein Dienst der Leitung, der in Autoritarismus abgleitet oder in ein laissez-faire.“ Wenn das Ordensleben seine prophetische Mission und seine Faszination behalten wolle, müsse es dagegen die Frische und Neuheit der Zentralität Jesu erhalten, hielt der Papst dagegen.

Und wie er eine Liste der Gegen-Zeugnisse hatte, so legte er auch eine Liste der Dinge vor, die beim geschwisterlichen Leben in Gemeinschaft helfen: „Das gemeinsame Gebet, das betende Lesen der Schrift, der geschwisterliche Dialog, die correctio fraterna [geschwisterliche Zurechtweisung], die Barmherzigkeit gegenüber dem Bruder oder der Schwester, die sündigt, und das Teilen von Verantwortung“. Das alles müsse einhergehen mit einem „sprechenden und frohen Zeugnis“ durch das einfache Leben an der Seite der Armen und an den existenziellen Peripherien.

Ein letzter Punkt des Papstes: „Wenn wir über Treue und das Verlassen sprechen, dann müssen wir die Begleitung sehr wichtig nehmen. Es ist wichtig, dass das Ordensleben in qualifizierte Begleiter investiert.“ Dieses Thema sei bereits bei der vergangenen Vollversammlung zur Sprache gekommen, aber das könne man gar nicht genug betonen, so der Papst: Viele Berufungen gingen verloren, weil es an guten Begleitern fehle. „Es ist schwierig, treu zu sein, wenn man alleine auf dem Weg ist.“

(rv 28.01.2017 ord)

 








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