2017-01-28 10:52:00

Albanien und die EU: Vorsichtig optimistisch


Vorsichtig optimistisch hat sich der katholische Erzbischof von Tirana und Durres, George Frendo, zum angestrebten EU-Beitritt Albaniens geäußert. Er sehe dazu grundsätzlich keine Alternativen, so Frendo im Gespräch mit der Agentur Kathpress in der albanischen Hauptstadt Tirana. Freilich müsse Albaniens Regierung noch einige Hausaufgaben machen. „Da sind noch einige Reformen, die wir angehen müssen, vor allem bei der Rechtsprechung. Aber auch andere Dinge müssen angegangen werden, etwa die Kontrolle von Korruption und Fragen der sozialen Wohlfahrt. Außerdem braucht es neue Arbeitsplätze, wir haben zu viel Arbeitslose im Land.“

Seit 2014 ist Albanien offiziell ein EU-Beitrittskandidat (seit 2009 ist es schon NATO-Mitglied). Das Land zählt zu den mit Abstand ärmsten Staaten Europas. Das führt immer wieder zu großen Auswanderungswellen. Allein 2015 haben mehr als 60.000 Menschen das Land verlassen. „In jeder Familie gibt es Mitglieder, die im Ausland leben. Das belastet die Familien, besonders wenn zum Beispiel der Mann weg ist, Frau und Kinder aber noch hier in Albanien.“ Es würden viel zu viele Familien auseinandergerissen, wenn ein Elternteil im Ausland sein Glück versuche. Unzählige Scheidungen wie auch Sozialwaisen seien einige der Folgen.

Ehemaliger „erster atheistischer Staat“

Das kommunistische Regime hatte Albanien 1967 zum „ersten atheistischen Staat der Welt" erklärt. Noch bis 1990 wurde jede Ausübung von Religion mit Gefängnis, Zwangsarbeit oder gar mit dem Tod bestraft. Heute, 26 Jahre nach der Wende, sind die Strukturen der Religionsgemeinschaften größtenteils wieder aufgebaut, aber anders als anderswo, was seine guten Seiten hat.

„Die Muslime hier sind sehr verschieden von Muslimen in anderen Ländern“, betont der Bischof. „Es ist ein laikaler Staat, auch wenn die Mehrheit der Menschen muslimischen Glaubens sind. Die Muslime hier sind aber sehr offen, es können sogar Muslime problemlos katholisch werden, nicht wie in anderen Ländern. Man kann das nicht mit muslimischen Ländern vergleichen. Wir haben gute Beziehungen zu den Muslimen“, so Bischof Frendo. „Man nennt das religiöse Toleranz, aber dieses Wort mag ich nicht wirklich, es hat zu viele negative Konnotationen. Stattdessen spreche ich von interreligiöser Harmonie, weil wir gute und freundschaftliche Beziehungen untereinander haben.“

Vom einstigen atheistischen Staat ist laut Erzbischof Frendo nicht mehr viel geblieben. Es gebe nur sehr wenige bewusste Atheisten im Land. Daneben aber eine viel größere Zahl an Menschen, die sich nicht als praktizierende Gläubige einer Kirche oder anderen Religion definieren, irgendwie aber schon an Gott glaubten.

60 Prozent sind Muslime

Von den knapp drei Millionen Einwohnern bekennen sich rund 20 Prozent zur orthodoxen Kirche, 15 Prozent zur katholischen, und ein Prozent zu protestantischen oder evangelikalen Kirchen. Der Anteil der Muslime beträgt rund 60 Prozent.

Der Erzbischof erinnerte auch an den Besuch von Papst Franziskus. Dieser hatte im September 2014 Albanien einen Tagesbesuch abgestattet. Der Papst sei von den Albanern mit großer Freude begrüßt worden. Von den Teilnehmern beim Gottesdienst in Tirana seien mehr als 50 Prozent keine Katholiken gewesen, sondern hätten anderen Konfessionen bzw. Religionen angehört. Der Besuch des Papstes, wenn auch nur sehr kurz, habe im Land großen Enthusiasmus und neues Interesse an der katholischen Kirche ausgelöst. In der Zeit danach habe es etwa in Tirana die höchste Zahl an Erwachsenentaufen seit jeher gegeben.

(kap 28.01.2017 ord)








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