2017-01-27 16:34:00

Erzbischof Schick: „Donald Trump deutlich entgegentreten"


Der neue US-Präsident Donald Trump haut von Anfang an mächtig auf die Pauke: Er will u.a. die Grenzmauer zu Mexiko bauen. Über diese Mauer hatte der Papst noch während des Wahlkampfs auf eine Journalistenfrage hin gesagt, wer Mauern baue, der sei kein Christ.

Wie sollen Christen mit dem Phänomen Trump umgehen? Das fragten wir am Freitag den Erzbischof von Bamberg, Ludwig Schick. Er ist der Weltkirchen-Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz. Ist Trump also kein Christ, wenn er an der Grenze zu Mexiko eine Mauer hochzieht, Herr Erzbischof?

„Gleich jemandem das Christliche abzusprechen, das dürfen wir nicht. Der Herr hat uns gesagt: Wir sollen niemanden ungläubig nennen. Wir sind Christen, und das bedeutet, dass wir schon klar reden, aber immer dialogbereit sind und Menschen auch auf die Spur des Evangeliums bringen wollen. Das gilt auch für Trump. Natürlich sind Aussagen irritierend, wie „Mauer bauen“ oder „Folter funktioniert“, oder dass es auch neue Nationalismen gibt. Dazu können wir als Christen nicht Ja sagen! Und wir müssen auch in aller Klarheit fordern, dass da ein Umdenken möglich ist. Als Christen haben wir immer die Hoffnung, dass Menschen sich ändern und bekehren – aber das müssen wir auch deutlich sagen und einfordern.“

Schick empfiehlt also, dem US-Präsidenten deutlich entgegenzutreten. Und nicht einfach nur die andere Wange hinzuhalten.

„Als Christen müssen wir Widerstand leisten – und zwar, indem wir sehr deutlich sagen: Das wollen wir nicht, und das können wir als Christen auch nicht hinnehmen! Und wir erwarten uns auch eine andere Redeweise, eine andere Ausrichtung und anderes Handeln. Zunächst sind wir ja noch beim Reden: Also, Trump redet, und zum Beispiel sein Verteidigungsminister widerspricht dem schon, was die Folter betrifft. Der zukünftige CIA-Chef Pompeo widerspricht auch; es gibt bei den Republikanern Stimmen, die anderer Meinung sind – auch was den Mauerbau angeht. Wir müssen uns mit denen verbünden und müssen alles tun, damit eine Weltordnung jetzt bestehen bleibt bzw. hergestellt wird, in der alle Menschen in Gerechtigkeit und Frieden leben und wo es Solidarität und Kommunikation gibt, nicht Nationalismus, Ausschluss und Abgrenzung – das wird keine Zukunft haben.“

Unter den ersten Dekreten Trumps, die sich aus dem Oval Office von Washington ergossen haben, war allerdings auch eines, das den US-Bischöfen gut gefällt: Es verbietet die Finanzierung von Verbänden, die im Ausland für Abtreibungen eintreten oder Abtreibungen durchführen. Ein Punkt für den Lebensschutz also – kann man dafür als Katholik andere, unangenehme Projekte Trumps hinnehmen? Nein, sagt Erzbischof Schick.

„Das ist mit Christentum eigentlich nicht zu vereinbaren. Wir schauen auf jeden einzelnen Punkt, auf jede Aussage, und wir können zum einen sagen „Da können wir mitgehen“ und bei anderen Aussagen „Da geht’s mit uns nicht“. Christen sind keine Menschen, die irrational pauschalieren. Unsere Maßstäbe sind das Evangelium, ist Jesus Christus, sind unsere Werte, und jeder einzelne Punkt, jede einzelne Aussage wird bewertet.“

Der Bamberger Erzbischof, der häufig durch Entwicklungsländer reist, hofft jetzt auf ein Bündnis der „guten Kräfte in Amerika und im Ausland“, wie er sagt. Dann könne man vielleicht auch mit Trump „einer guten Zukunft entgegengehen“. „Er ist gewählt, wir müssen demokratische Entscheidungen annehmen.“ Schick hat also Hoffnung, dass alles doch nicht ganz so schlimm wird. „Aber das kann nur sein, wenn alle wachsam sind, klar reden und ihre Möglichkeiten und ihren Einfluss auch zur Geltung bringen!“

(rv 27.01.2017 sk)








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