2017-01-24 11:03:00

Papstpredigt: Wenn wir mit Gott streiten


Den Willen Gottes zu tun bedeutet nicht, dass man Gott gegenüber nicht auch mal aus der Haut fährt: Das sagte Papst Franziskus bei seiner Dienstags-Frühmesse in der Kapelle der Casa Santa Marta im Vatikan. Man könne sich mit Gott auch streiten oder böse auf ihn sein: Hauptsache, man verstelle sich nicht, sondern sei aufrichtig.

Franziskus ging von der Lesung aus dem Hebräerbrief aus. Darin wird Christus ein Psalmwort in den Mund gelegt: „Schlacht- und Speiseopfer hast du nicht gefordert, doch einen Leib hast du mir geschaffen... Da sagte ich: Ja, ich komme, ... um deinen Willen, Gott, zu tun.“ Dieses Jesuswort schließe eine ganze Kette von „Hier bin ich, Herr“-Ausrufen ab, die sich durch die Heilsgeschichte ziehe, kommentierte der Papst. Die Heilsgeschichte sei eigentlich „eine Geschichte des Hier-bin-ich“: von Adam über Mose, Elia, Jesaja und Jeremia über Marias „Mir geschehe nach deinem Wort“ bis zu Jesu abschließendem „Ja, ich komme“.

All diese „Hier bin ich“-Rufe allerdings seien nicht „automatisch“ erfolgt, so Franziskus. Denn: „Der Herr tritt immer in einen Dialog ein mit denen, die er auf eine Straße ruft und zu einem Hier-bin-ich einlädt. Wenn wir im Buch Ijob lesen – all diese Überlegungen Ijobs, der nicht versteht, und die Antworten, der Herr, der zu ihm spricht, der ihn korrigiert... und worin besteht dann zum Schluss das Hier-bin-ich des Ijob? „Oh, Herr, du hast Recht! Bisher kannte ich dich nur vom Hörensagen. Jetzt aber haben dich meine Augen gesehen.“ Das ist sein Hier-bin-ich. Und das ist das christliche Leben überhaupt: ein Hier-bin-ich, ein ständiges Hier-bin-ich, um den Willen des Herrn zu tun. Eines nach dem anderen. Es ist schön, in der Bibel die Antworten der Menschen an den Herrn herauszusuchen: wie sie geantwortet haben. Das zu finden ist so schön! Hier bin ich, um deinen Willen zu tun.“

Die Liturgie an diesem Dienstag lade dazu ein, mal darüber nachzudenken, wie es um unser Hier-bin-ich-Herr denn bestellt ist. „Verstecke ich mich wie Adam, um nicht antworten zu müssen? Oder drücke ich mich vor einer Antwort, wenn der Herr mich ruft, wie Jona, der nicht das tun wollte, worum der Herr ihn bat? Oder tue ich so, als ginge ich auf den Willen des Herrn ein, aber nur äußerlich, wie die Schriftgelehrten, die Jesus so hart verdammt? „Alles klar, keine Fragen – ich tue das jetzt und dann nichts weiter.“ Oder schaue ich einfach auf die andere Seite, wie der Levit und der Priester das (im Gleichnis vom Barmherzigen Samariter) getan haben, als sie diesen armen Mann da sahen, verletzt, von Räubern geschlagen und halbtot hier (am Straßenrand) liegend? Wie lautet meine Antwort an den Herrn?“

Der Herr rufe uns täglich und lade uns ein, unser Hier-bin-ich zu sagen, fuhr Papst Franziskus fort. Aber natürlich könnten wir dem Herrn auch widersprechen, wenn uns etwas nicht passe: „Er hat gerne einen Wortwechsel mit uns. Jemand sagt mir: Aber Padre, ich werde oft wütend auf den Herrn, wenn ich bete... Aber auch das ist Gebet! Ihm gefällt es, wenn du wütend wirst und ihm alles, was du fühlst, ins Gesicht sagst, denn er ist ein Vater! Auch das ist eine Form von Hier-bin-ich... Oder verstecke ich mich stattdessen? Oder flüchte ich? Oder tue ich nur so als ob? Oder schaue ich in die andere Richtung? Jeder von uns kann darauf antworten: Wie ist mein Hier-bin-ich zum Herrn, um seinen Willen zu tun in meinem Leben. Wie ist es? Möge uns der Heilige Geist die Gnade geben, die Antwort darauf zu finden.“

(rv 24.01.2017 sk)








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