2017-01-19 11:51:00

D: Kardinal Woelki warnt vor nationalistischen Tendenzen


Beim traditionellen Internationalen Soldatengottesdienst zum Weltfriedenstag im Kölner Dom hat der Kardinal Rainer Maria Woelki vor nationalistischen Tendenzen gewarnt: „Je mehr Nationalismus unsere politisch Verantwortlichen leitet, umso gefährdeter ist der Frieden für alle.“

Der Kölner Erzbischof sagte vor mehreren hundert Soldatinnen und Soldaten aus dem In- und Ausland, für die Kirche sei immer „der Friede das Ziel, nie der Krieg, auch nicht ein sogenannter gerechter Krieg“. Die Kirche fordere deshalb nachdrücklich, Gewaltanwendung aus der internationalen Politik zu verbannen und zu ächten.

Dennoch sei der Dienst der Soldatinnen und Soldaten unverzichtbar, so Woelki. Er sei auch ethisch gerechtfertigt, denn „auch eine Politik, die sich am Prinzip der Gewaltfreiheit ausrichtet, kann in Situationen geraten, in denen die Anwendung militärischer Gewalt als das kleinere Übel ethisch geboten sein kann.“

Woelki räumte ein, dass die Zeiten sich geändert hätten: „Ganz neue Formen der Bedrohung und der Barbarei fordern uns seit dem Aufflackern ethnischer Konflikte in Europa und weltweit heraus.“ Der Terror als Form der Kriegsführung gegen zivile Opfer werde zu neuen Auseinandersetzungen um die Frage führen, wie ein gerechter Friede zu schaffen sei und welche Rolle Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr dabei haben, „um das Leben, um den Frieden, der uns so wichtig ist, zu verteidigen“.

Der Erzbischof betonte jedoch, dass jeder Mensch etwas zum Frieden beitragen könne im Umgang mit seinem Nächsten: „Unser Nächster in einem Zeitalter der Globalisierung ist auch derjenige, der in einem anderen Kontinent unter erbärmlichen Umständen die Kleider näht, die wir auf der Haut tragen oder das Kind, das auf den Müllbergen der Millionenstädte auf der Südhalbkugel die hochgiftigen Reste meines Mobiltelefons sammelt, um sie zu Geld zu machen.“ 

Kritik am Gottesdienst

Die Kölner Gruppe der Deutschen Friedensgesellschaft kritisierte den Soldatengottesdienst. Wer Soldaten segne, erleichtere ihr Gewissen und sorge dafür, dass Kriege weiterhin gerechtfertigt werden könnten, erklärte sie. Ein solcher Gottesdienst trage dazu bei, Bundeswehr und Militarismus in der Öffentlichkeit Raum zu geben und somit Krieg zu normalisieren.

Kritik übte die Initiative auch an militärischen Auslandseinsätzen. „Überall da, wo das Militär zu ‚Hilfe’ eilte, ist die Lage der Menschen katastrophal“, erklärte sie. Seit dem Zweiten Weltkrieg habe es nicht mehr so viele verzweifelte, gewaltbereite, verarmte und hungernde Menschen wie heute gegeben. Vor dem Kölner Dom versammelten sich ca. 20 Friedensaktivisten.

Tradition seit 1977

Zu dem Internationalen Soldatengottesdienst laden jedes Jahr seit 1977 das Katholische Militärbischofsamt und die Katholische Militärseelsorge ein. Die Feier bezieht sich traditionell auf das jeweilige Leitwort des internationalen Weltfriedenstags, den die katholische Kirche am 1. Januar begeht. Das Motto lautet in diesem Jahr „Gewaltfreiheit - Stil einer Politik den Frieden“.

(domradio 19.01.2017 sk)








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