2017-01-13 16:07:00

Papst: Folge ich Jesus, auch wenn ich mich lächerlich mache?


Um Jesus nachzufolgen, muss man sich aufmachen und nicht reglos verharren, „mit sitzender Seele“. Das hat Papst Franziskus bei der Morgenmesse an diesem Freitag gesagt. Das Tagesevangelium berichtet von dem gelähmten Mann, den seine Gefährten durch ein eigens geschlagenes Loch im Dach zu Jesus abseilten, damit dieser den Kranken heile. Der Glaube, kommentierte Franziskus, bringe uns immer dazu, Risiken einzugehen, aber er gibt eben auch die wahre Hoffnung.

Es gab und gibt auch Menschen, die Jesus bis zu einem gewissen Maß aus Eigeninteresse nachfolgen, sagte der Papst. Weil Jesus aber wusste, „dass wir alle Sünder sind“, habe er zugelassen, dass alle ihm folgten. Das größere Problem seien ohnehin jene, die ihm nicht nachfolgen, sondern am Rand stehen und zuschauen.

„Sie saßen und blieben sitzen. Die Schriftgelehrten: die folgten ihm nicht, sie schauten bloß. Sie schauten vom Balkon aus zu. Sie machten sich nicht auf den Weg in ihrem Leben, nein, sie 'balkonisierten' es! Nie gingen sie ein Risiko ein. Sie verurteilten bloß. Sie waren die Reinen, sie mischten sich nicht ein. In ihrem Herzen dachten sie: Was für ignorante Leute! Wie viel Aberglauben! Und wie oft kommt auch uns, wenn wir auf die Frömmigkeit der einfachen Leute schauen, dieser Klerikalismus in den Sonn, der der Kirche so schadet.“

Ganz anders jene Männer des Tagesevangeliums, die den Gelähmten um alles in der Welt zu Jesus bringen wollten. Der Papst nannte auch mehrere Beispiele von Frauen, die Mut hatten, die riskierten, sich vor aller Augen lächerlich zu machen.

„Jene Frau, die seit 18 Jahren krank war, sie hat etwas riskiert, als sie heimlich bloß den Mantelsaum von Jesus berühren wollte: sie lief Gefahr, sich sehr zu schämen. Sie ging das Risiko ein: sie wollte Gesundheit, sie wollte zu Jesus vordringen. Oder denken wir an die kanaanäische Frau (deren Tochter von einem Dämon gequält wurde, Mt 15, 21-28): Die Frauen riskieren mehr als die Männer, stimmt´s? Es ist wahr: Die Frauen sind da besser! Das müssen wir anerkennen.“

Fragen wir uns also, fuhr der Papst fort: „Riskiere ich etwas, oder folge ich Jesus nach den Vorschriften der Versicherungsanstalt? Nein, so folgt man Jesus nicht. So bleibt man sitzen, wie die, die bloß verurteilten. Vertraue ich mein Leben Jesus an? Bin ich unterwegs, hinter ihm her, auch wenn ich mich manchmal dabei lächerlich mache? Oder bleibe ich sitzen und schaue wie die anderen, bleibe ich sitzen mit einer sitzenden Seele, einer verschlossenen Seele, verschlossen aus Bitterkeit, aus Mangel an Hoffnung? Jeder von uns kann sich heute diese Fragen stellen.“  

(rv 13.01.2017 gs)








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