2017-01-11 12:39:00

„Kirche und Staat müssen Flüchtlingskrise gemeinsam angehen!"


Die minderjährigen Flüchtlinge und ihr Schicksal stehen im Fokus der diesjährigen Papstbotschaft zum Welttag der Migranten und Flüchtlinge. Doch warum richtet der Papst seine Aufmerksamkeit gerade auf sie? Bischof Nunzio Galantino ist der Generalsekretär der Italienischen Bischofskonferenz, die im Rahmen der Flüchtlingswelle, die Italien seit Jahren überschwemmt, tatkräftig mitanpackt. Er beschreibt gegenüber Radio Vatikan die Situation der minderjährigen Migranten:

„Sie sind die Schutzlosesten, und es braucht nicht viel, um das zu verstehen. Sie sind diejenigen, die wirklich am stärksten dem Hohn und den Instrumentalisierungen ausgesetzt sind. Der Papst hat eine Liste der verschiedenen Formen von Instrumentalisierungen der Kinder erstellt, und wir kennen sie alle: Organentnahme, Kindersoldaten, sexuelle Ausbeutung, Sklaverei… Wie kann man dem demgegenüber unbeteiligt bleiben?“

Kirche und Staat befänden sich bei dieser Frage im selben Boot, betont der Bischof. Wichtig sei es vor allem, rechtliche Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass die Menschenwürde der Angekommenen gewahrt bleibe und sie die Möglichkeit hätten, sich ein eigenes neues Leben aufzubauen. Dabei solle natürlich die Sicherheit der Gemeinschaft, die die Migranten aufnehme gewahrt bleiben, sagt Galantino mit Blick auf die jüngsten Diskussionen zur inneren Sicherheit, die ganz Europa beschäftigen.

„Das erreicht man über Gesetze, über Präsenz auf dem Territorium, darüber, dass man denen, die aus dem Thema Immigration Profit schlagen wollen, verbietet, frei und ungehindert den Äther mit Dummheiten zu verschmutzen. Die Position, die ich vertrete, ist die Position, die die Kirche schon immer vertreten hat, nämlich Respekt zu zeigen für die Personen, die in dieser Lage leben, in einem Umfeld, das jedenfalls legal sein und von Aufnahmebereitschaft und Großzügigkeit aller geprägt sein muss.“

Kirche und Staat seien gleichermaßen aufgerufen, bei diesem Projekt tatkräftig zusammen zu arbeiten. Dank der Kirchenbeiträge habe die Italienische Bischofskonferenz jüngst ein Projekt legaler Einreisekorridore für Menschen aus Krisenstaaten wie Somalia, Eritrea und Äthiopien, die abseits der weltweiten Medienaufmerksamkeit stünden, gestartet. Während die Politik daran arbeitet, durch Abkommen mit Herkunftsländern Ausreisen zu verhindern, gibt es andere, die darauf dringen, vor Ort die Lebensbedingungen zu verbessern. Doch welches ist das richtige Rezept?

„Ich denke, das sind alles Elemente. Es ist wichtig, nicht den Sinn für die Komplexität dieser Vorkommnisse zu verlieren. Das sind alles Lösungen, die sicherlich dabei helfen können, ich will jetzt nicht sagen das Phänomen der Migration zu verringern, aber dennoch es in gewisser Weise zu steuern.“ Mit Blick auf populistische Politiker in Italien und Europa, die fordern, Migranten auf offener See an einem Eintritt auf italienisches Territorium zu hindern, gibt der Bischof zu bedenken: „Das sind Banalitäten, die jeder kennt: Das Seegesetz erlaubt es einer Person, die ein Minimum an Gewissen und Menschlichkeit hat, nicht, Personen den Ertrinkungstod sterben zu lassen. Das wissen alle. Wer also diese Dinge sagt, weiß nicht, wovon er spricht oder besser noch, er weiß gut, dass er über Realitäten spricht, die nicht existieren und die man nicht in die Tat umsetzen kann.“

(rv 11.01.2017 cs)








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