2017-01-11 10:52:00

Kardinal Marx ruft zu Kampf um freie Gesellschaft auf


Der Münchner Kardinal Reinhard Marx rechnet in der westlichen Welt mit zunehmenden Auseinandersetzungen um Demokratie und eine freie Gesellschaft. Er sei überzeugt, dass das Ringen darum in vollem Gange ist, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Dienstagabend in Erlangen. „Ich warne davor zu denken, es sei selbstverständlich, wie wir leben. Ausgemacht ist das nie.“ Marx rief die Christen auf, sich an den Debatten zu beteiligen, und warnte zugleich vor einem „Weltanschauungstaat“, der alles regeln wolle.

Man unterschätze, welche Voraussetzungen eine Gesellschaft von Freiheit und Verantwortung brauche, um lebensfähig zu bleiben, fügte der Münchner Erzbischof hinzu. Er zeigte sich befremdet über einen „gewissen antiwestlichen Ton“ in den Diskussionen. Von manchen werde die liberale Gesellschaft offenkundig als Unglück gesehen, unterstrich Marx. „Wir müssen uns darüber verständigen, was verkehrt gelaufen ist, und darüber, was wir wollen.“ Weitergehend sei Religion ein Zukunftsthema, an dem man nicht vorbeikomme. Es werde nicht möglich sein, „Religion auszuklammern und zum Verschwinden zu bringen“.

Ein moderner Staat sollte säkular und weltanschaulich neutral sein, aber nicht indifferent. Marx warnte aber auch vor übertriebener Regelungswut. So müsse der Staat etwa nicht klären, was Ehe heißen dürfe und was nicht. Zugleich wandte er sich strikt gegen eine Instrumentalisierung von Religion. Außerdem kam der Bischofskonferenz-Vorsitzende auf seine Überzeugung zu sprechen, dass eine liberale Gesellschaft nicht ohne Werte auskommen könne: „Ja zur Freiheit, aber nicht zur ungebundenen Freiheit. Dann landet man im moralischen Nirgendwo.“ In einer freien Gesellschaft müsse es zudem möglich sein, mit Überzeugungen und Wahrheiten aufzutreten, „ohne dass man vom Podium gezogen wird“. Marx warb für Toleranz und Akzeptanz in öffentlichen Debatten: „Sonst bleibt es eine kalte Toleranz, die sehr schnell umschlägt in Aggression“.

Marx äußerte sich im Rahmen einer Vorlesungsreihe an der Friedrich-Alexander-Universität unter dem Titel „Monotheismus und Pluralität“.

(kna 11.01.2017 jg)








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