2017-01-09 10:46:00

Zypern: Wiedervereinigung droht zu scheitern


Die angestrebte Wiedervereinigung Zyperns droht zu scheitern: „Die türkische Regierung unter Staatspräsident Erdogan scheint kein Interesse an einer Lösung der Zypernfrage zu haben“, sagt der Nahostreferent der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), Kamal Sido. Der türkische Staatspräsident versuche weiterhin, die türkische Bevölkerung in Nord-Zypern auf seinen „türkisch-nationalistischen Kurs“ zu bringen und zu islamisieren. Am Montag beginnen in der Schweiz viertägige Gespräche zur Wiedervereinigung der drittgrößten Mittelmeerinsel, die seit 1974 geteilt ist. Angestrebt wird eine Zwei-Bundesstaaten-Lösung zur Überwindung der Teilung.

Sido weist daraufhin, dass viele Moscheen im türkischen Teil der Insel mit Erdogan-loyalen Imamen besetz würden. Das käme radikalen islamischen Gruppen entgegen, die den Versöhnungsprozess gefährden könnten. Im Parlament des griechischen Teil im Süden der Insel, seien allerdings auch rechtsextremistische  Gruppierungen vertreten, die eine Wiedervereinigung von Anfang an abgelehnt hätten.

Für eine dauerhafte Versöhnung müsse es eine ausreichende Kompensation für rund 162.000 Zyperngriechen geben, die 1974 von der türkischen Armee aus ihrer Heimat im Norden der Insel vertrieben wurden, so Sido. Auch das Schicksal von bis zu 1.800 Zyperngriechen, die im Zusammenhang mit der türkischen Militärinvasion verschwunden sind, müsse aufgeklärt werden. Ferner müsse das Leid der 48.000 vertriebenen Zyperntürken anerkannt und angemessen entschädigt werden.

Bis zur Unabhängigkeit im Jahr 1960 war Zypern faktisch eine britische Kolonie. Damals lebten 18 Prozent Türken und 77 Prozent Griechen auf der Insel. Die türkische Bevölkerung war, im Gegensatz zur griechischen, gegen die Bildung eines einheitlichen zyprischen Staates. Dieser Konflikt führte zur Teilung der Insel. Die türkische Armee besetzte 1974 Nordzypern, sodass 80 Prozent der Bewohner dieses Teils ihre Heimat fluchtartig verlassen mussten. Der Großteil der Vertriebenen waren Zyperngriechen sowie Angehöriger der kleineren armenischen, maronitischen und lateinischen Minderheiten. Mindestens 30.000 türkische Soldaten sind seither auf dem Inselstaat stationiert und zehntausende Türken vom Festland wurden im Norden der Insel angesiedelt. Seit 2004 ist die Republik Zypern (Süd-Zypern) Mitglieder der EU. Die Türkische Republik Nordzypern, die 1983 ausgerufen wurde, ist nur von der Türkei anerkannt.

(pm 09.01.2017 dh)








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