2017-01-07 12:10:00

Ägypten: Präsident ruft an Weihnacht zu Toleranz auf


Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen haben die koptischen Christen in Ägypten ihr Weihnachtsfest begangen. An einem Gottesdienst mit Papst Tawadros II. in der Markus-Kathedrale in Kairo am Freitagabend nahm laut der ägyptischen Zeitung „Ahram Online" auch Staatspräsident Abdel Fattah al-Sisi teil. Dabei entschuldigte er sich den Angaben zufolge für Verzögerungen beim Wiederaufbau von Kirchen, die nach dem Sturz von Präsident Mohammed Mursi im Jahr 2013 von dessen Anhängern attackiert und beschädigt worden waren. Zugleich kündigte er den Bau von Ägyptens größter Kirche und größter Moschee in der neuen Hauptstadt an, die rund 45 Kilometer südöstlich von Kairo entstehen soll.

Sisi warb für Vielfalt und Toleranz. Unterschiede zwischen den Menschen seien von Gott geschaffen und müssten respektiert werden. Er bete für Frieden und Stabilität in Ägypten, zitierte ihn die Zeitung. Das koptische Weihnachtsfest fällt wie in Teilen der orthodoxen Kirche auf den 6./7. Januar.

Zum Weihnachtsfest der Kopten waren nach dem Anschlag auf eine Kirche in Kairo Anfang Dezember die Sicherheitsvorkehrungen erhöht worden. Rund 150.000 Sicherheitskräfte seien rund um Kirchen und an öffentlichen Orten im Einsatz, berichtete die Zeitung „Gulf News" unter Berufung auf Sicherheitskreise. Vor Kirchen seien Eingangskontrollen eingerichtet worden, Sprengstoffexperten und Spürhunde seien im Einsatz, um Anschläge zu verhindern.

Kirche nach Anschlag renoviert

In der unmittelbar an die Markuskathedrale anschließende Kirche St. Peter und Paul hatte sich am 11. Dezember ein Selbstmordattentäter während einer Sonntagsmesse in die Luft gesprengt und 27 Menschen ermordet, vor allem Frauen und Kinder. Die islamistische Terrormiliz IS bekannte sich zu dem Attentat. Vergangene Woche gab die ägyptische Polizei bekannt, man habe weitere Verdächtige festgenommen, darunter einen mutmaßlichen Drahtzieher des Anschlags.

In den dreieinhalb Wochen seit dem Anschlag wurde die Kirche von Soldaten der ägyptischen Armee wieder instand gesetzt. Die Arbeiten seien auf Anweisung der Regierung rechtzeitig vor dem koptischen Weihnachtsfest fertiggestellt worden, teilte die Armee laut ägyptischen Medienberichten mit.

Regierungsvertreter hatten sich schon vor dem Weihnachtsfest betont solidarisch mit den Kopten im Land gezeigt. Papst-Patriarch Tawadros empfing in den vergangenen Tagen an seinem Amtssitz unter anderem Verteidigungsminister Sedky Sobhi und den Minister für religiöse Stiftungen, Mohamed Mokhtar Gomaa.

Auch der Großimam der Al-Azhar-Universität, Scheich Ahmed al-Tayyib, überbrachte dem Patriarchen in Begleitung einer hochrangigen muslimischen Delegation Wünsche zum Weihnachtsfest. Beide erinnerten dabei laut der staatlichen ägyptischen Zeitung „Al-Ahram" an die lange Geschichte der „brüderlichen Beziehungen" zwischen der koptischen Kirche und Al-Azhar. Der Großimam verwies demnach auf eine „dauerhafte Realität der Toleranz" unter den Ägyptern, die viel zu stark sei, um durch jegliche Verbrechen ruiniert zu werden.

(kna 07.01.2017 gs)








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