2017-01-07 11:55:00

Von Frankreich aus in die Welt: 200 Jahre Maristen


Nicht jeder weiß, was das ist: ein Marist. Dabei feiert diese Gemeinschaft jetzt schon ihr 200-jähriges Bestehen. Ihr Gründer war ein Priesteramtskandidat aus Lyon, Frankreich, im 19. Jahrhundert. Er hieß Marcellin Champagnat. Ihm schwebte ein Verband von Brüdern vor, erfüllt vom Geist der Urkirche und orientiert am Vorbild Mariens.

André Lanfrey ist Maristenbruder und Historiker; er sagt im Gespräch mit Radio Vatikan: „Am Anfang stand für Champagnat die Idee, sich um benachteiligte Kinder im ländlichen Raum zu kümmern, die kaum Möglichkeiten hatten, eine Schulbildung zu bekommen. Er wollte ihnen gute Lehrer geben, die gleichzeitig gute Katechisten sein sollten: die Brüder. Priester dagegen sah er eher als Missionare.“

Lehrer und Katechisten

Am 2. Januar 1817 rief Champagnat das „Institut der kleinen Brüder Mariens“ ins Leben, und zwar in einer kleinen Gemeinde an der Loire. „Mittlerweile gibt es etwa 3.000 von uns Maristen; wir sind in etwa achtzig Ländern tätig, und zwar in einer großen Bandbreite von Milieus, das geht von der Uni bis zu Armenvierteln in einem Land wie Brasilien. Die Art des jeweiligen Engagements ist von Fall zu Fall sehr unterschiedlich, die Dinge haben sich eben weiterentwickelt. Priorität bleiben benachteiligte Menschen; wir wollen aber auch stärker in Ländern tätig werden, wo wir bisher nicht so präsent waren, zum Beispiel in Asien.“

Diese internationale Expansion war den Marienbrüdern nicht in die Wiege gelegt. „Zunächst ist die Gemeinschaft vor allem in Frankreich aufgeblüht. 1903 wurden dann aber viele Ordensgemeinschaften per Dekret unterdrückt; daraufhin ging eine große Zahl von Maristen ins Exil und gründete in anderen Ländern höhere Schulen (nur selten Grundschulen). Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil gab es eine Art Rückkehr zu den Wurzeln: Die Maristen besannen sich neu auf ihr Ursprungscharisma, die Arbeit für Benachteiligte, das soziale Engagement. Sie waren darin Teil einer größeren Bewegung, die eine ganze Reihe von Orden erfasst hatte. Man setzte weniger auf die klassische Schule und tat mehr für eine Schulbildung, die für möglichst viele zugänglich war, für das Soziale, das Evangeliumsgemäße und auch für die Katechese.“

Arbeit für Benachteiligte

Die völlige Abkehr vom Unterrichten ist das aber nicht. „In einigen Ländern, wo Nachfrage besteht, bieten wir weiter schulische Ausbildung. In Bangladesh öffnen wir zum Beispiel gerade eine Schule für Arme. Andernorts dagegen tun wir eher Sozialarbeit, etwa für kriminell gewordene Kinder. In Amazonien gibt es ein ganzes Team, das sich um das Wohlergehen der Menschen dort kümmert. Ich kenne gar nicht alles, was Maristen weltweit tun, aber die Tendenz geht zu einer Erziehung oder Ausbildung im umfassenden Sinn, mit der Priorität für Menschen in Schwierigkeiten.“

(rv 07.01.2017 sk)








All the contents on this site are copyrighted ©.