2017-01-04 11:22:00

Papst bei der Generalaudienz: Tränen sind Samen der Hoffnung


Die Hoffnung, die in den Tränen der Verzweiflung liegt: Das war das Thema der fünften Katechese zur christlichen Hoffnung, die Papst Franziskus an diesem Mittwoch im Rahmen seiner Generalaudienz vorgelegt hat. Mit Bezug auf die biblische Figur der Rahel, die aus Verzweiflung über das Exil ihrer Kinder (stellvertretend für das Volk Israel) weint, zitiert Papst Franziskus aus dem Buch des Propheten Jeremias, der das Weinen der Rahel der durch Gott geschenkten  Hoffnung gegenüberstellt.

Rahel, die in der Erzählung der Genesis bei der Geburt ihres zweiten Kindes stirbt, wird vom Propheten als die große Matriarchin des israelischen Volkes präsentiert und nach Rama versetzt, wo sich das deportierte Volk versammelte. Dort weint sie untröstlich um ihre Kinder, die, wie sie selbst sagt, „nicht mehr sind“, also für immer verschwunden sind.

„Und deshalb will Rahel nicht getröstet werden. Diese Weigerung drückt die Tiefe ihres Schmerzes und die Bitterkeit ihres Weinens aus. Angesichts der Tragödie des Verlustes ihrer Kinder kann eine Mutter keine Worte oder Gesten des Trost akzeptieren, die immer unzulänglich sind und niemals in der Lage, den Schmerz einer Wunde zu lindern, die nicht geheilt werden kann und will. Ein Schmerz, der proportional zur Liebe ist.“

Die Tränen der Rahel

Dies wisse jede Mutter, so Franziskus mit Blick auf zahlreiche Mütter, die auch heute ihre Kinder beweinen müssten und untröstlich seien gegenüber einem Tod, der nicht zu akzeptieren sei. Rahel stehe für alle Mütter der Welt, aber auch jedes menschliche Wesen, das einen unersetzlichen Verlust beweine. Trost sei nur möglich, wenn man sich diesen Schmerz selbst zu Eigen mache, betonte der Papst. „Und wenn ich nicht in der Lage bin, solche Worte zu sprechen, mit Tränen, mit Schmerz, dann ist es besser zu schweigen; eine zärtliche Berührung, eine Geste ohne Worte.“

Gott jedoch, erinnert der Papst an den Bibeltext, antwortet auf das Weinen der Rahel mit der Verheißung der Rückkehr des Volkes. Es seien ihre Tränen, die Hoffnung hervorgebracht hätten. „Und das ist nicht einfach zu verstehen, ist aber wahr. Wie oft haben die Tränen in unserem Leben Hoffnung gesät, sind selbst Samen der Hoffnung.“

Der Text des Jeremias sei später vom Evangelisten Matthäus aufgegriffen und auf das Massaker angewandt worden, das Herodes an den Unschuldigen Kindern Bethlehems verübt. Die Unschuldigen Kinder starben für Jesus. Der Sohn Gottes wiederum sei dann für alle Menschen gestorben, fuhr Franziskus fort. Er habe das Leid der Menschen geteilt und den Tod auf sich genommen. „Das dürfen wir nicht vergessen. Wenn sich jemand an mich wendet und schwierige Fragen stellt, zum Beispiel: ,Sagen Sie, Pater: Warum leiden die Kinder?´ dann weiß ich wirklich nicht, was ich antworten soll. Ich sage nur: ,Sieh das Kreuz an: Gott hat uns seinen Sohn gegeben, er hat gelitten, vielleicht findest du dort eine Antwort´. Aber rationale Antworten gibt es nicht“.

Durch das Opfer Jesu, aber auch durch die Tränen der Gottesmutter Maria, seien Hoffnung und ein neues Leben hervorgebracht und der Tod besiegt worden, schloss der Papst seine Betrachtungen.

(rv 04.01.2017 cs)








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