2017-01-04 11:20:00

Indonesien: Studenten erstatten Blasphemie-Anzeige


Der schon lange schwelende Konflikt um Blasphemievorwürfe in Indonesien spitzt sich weiter zu: Mit juristischer Unterstützung von 149 Anwälten haben nun katholische Studenten den Spieß umgedreht und einen prominenten muslimischen Geistlichen wegen Gotteslästerung angezeigt. Habib Rizieq Syihab, Gründer der Islamischen Verteidigungsfront (FPI), hatte bei einer Ansprache am 25. Dezember in Indonesiens Hauptstadt Jakarta die Frage gestellt, wer denn die Hebamme bei der Geburt Jesu gewesen sei, wenn Gott selbst geboren habe. Eine entsprechende Videosequenz wurde über soziale Netzwerke verbreitet und von Gelächter begleitet. Angelo Wake Kako, Vorsitzender der katholischen Studentenvereinigung, erklärte, die Studenten fühlten sich beleidigt und verletzt von dieser Frage. Der Vorwurf an Syihab lautet, er schüre die Intoleranz in Indonesien.

Blasphemie wird seit November 2016 auch dem christlichen Gouverneur Jakartas, Basuki Tjahaja Purnama (genannt „Ahok“) vorgeworfen: er habe den Koran beleidigt. Syihab ist einer der führenden Köpfe hinter der Anklage. Insofern könnte die Anzeige der Studenten auch für dieses Verfahren Bedeutung haben, betont der Asienreferent der Gesellschaft für bedrohte Völker, Ulrich Delius: „Zu einer Beruhigung der hitzigen Debatte und die Instrumentalisierung von Glaubensfragen im Machtkampf zwischen Reformern und der alten Elite Indonesiens“ werde die Anklage allerdings „nicht beitragen.“

In Indonesien, dem bevölkerungsreichsten muslimischen Staat, kann Blasphemie mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft werden. Viele Parteien verlangen, den kontroversen einschlägigigen Artikel 156a außer Kraft zu setzen.

(pm/ucanewms 04.01.2017 dh)








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