2017-01-03 12:48:00

Flucht und Vertreibung: Vatikan gibt Betroffenen eine Stimme


Jeder siebte Erdenbürger ist derzeit Migrant –und dies in den allermeisten Fällen nicht freiwillig. Diese unvorstellbare Zahl von einer Milliarde Menschen auf der Flucht nennt der Vatikandiplomat Ivan Jurkovic im Gespräch mit der Agentur ACI Stampa, um die Wichtigkeit des Einsatzes der internationalen Gemeinschaft für das sensible Thema der Migration zu illustrieren. Der Heilige Stuhl ist seit 2011 vollwertiges Mitglied des Internationalen Organisation für Migration, kurz IOM, und der Erzbischof vertritt, neben seiner Tätigkeit als Beobachter bei den Vereinten Nationen in Genf, den Vatikan bei dem Gremium.

Es sei eine logische Folge des langjährigen Einsatzes des Heiligen Stuhls für Migranten, dass er zum Vollmitglied des IOM geworden sei, betont Jurkovic. Damit sei es ihm möglich, nicht nur juristische, sondern auch ethische Überlegungen in die Diskussion um das weltumspannende Phänomen der Migration, das in den vergangenen Jahren sprunghaft angestiegen sei, einfließen zu fließen. Es sei wichtig, dass Nationalstaaten bei der Lösung der Problematiken, die Migration zugrunde lägen, noch enger und mit langfristigen Überlegungen zusammen arbeiteten, meint der Erzbischof. Außerdem sei es nötig, den Schutz von besonders verletzlichen Migranten, aus welchen Gründen auch immer sie sich auf den Weg machten, zu garantieren.

Schutz garantieren

Der Heilige Stuhl habe in seiner bislang fünfjährigen Tätigkeit bei der Internationalen Organisation für Migration den Menschen eine Stimme gegeben, die sich in Situationen von sozialer Ungleichheit, Ungerechtigkeit und Verletzlichkeit befinden, erklärt der Vatikandiplomat. Positiv sei hervorzuheben, dass der Direktor des IOM oft die Worte von Papst Franziskus, der das Thema Migration ganz oben auf seiner Agenda stehen hat, aufgreife und vor das Gremium trage. Die grundlegende Einstellung des Heiligen Stuhls sei es, dass Migration an sich nicht als Problem, sondern als menschliche Realität zu behandeln sei, der mit bewussten und strukturierten Lösungen, gemeinsam mit einer nachhaltigen Integrationspolitik zu begegnen sei.

Niemand würde aus seiner Heimat fliehen, wenn ihm dort ein menschenwürdiges Leben möglich sei, betont der Erzbischof. Doch gleichzeitig dürfe auch nicht vergessen werden, dass veraltende Kontinente wie Europa angewiesen seien auf junge Menschen, die die Wirtschaft weiter am Laufen hielten. Dies spreche dafür, eine verantwortungsvolle und selbst bestimmte Migration zu ermöglichen, die nicht durch äußere Faktoren wie Krieg, Armut, Verfolgung, Umweltzerstörung, sanitäre und politische Krisen sowie soziale Ungerechtigkeit erzwungen werde. Mauern hätten noch nie eine Lösung dargestellt, erinnert der Vatikandiplomat. Im Rahmen der internationalen Rechtssetzung gebe es insbesondere zwei Tätigkeitsfelder, die dem Heiligen Stuhl derzeit konkret am Herzen lägen: Einerseits sei es vonnöten, dass wichtige internationale Übereinkommen auch von allen Staaten ratifiziert werden. Auch müssten bestimmte Gruppen von Menschen, die derzeit noch keine Anerkennung als Migranten erhielten, wie beispielsweise Menschen die vor Umweltzerstörung flöhen, in die Liste der anerkannten Migranten aufgenommen werden. 

(aci stampa 03.01.2017 cs)








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