2017-01-02 14:11:00

Malteser machen Hausbesuch per Telefon


Die Festtage sind vorbei, doch die langen einsamen Winterabende für viele Menschen, insbesondere Senioren, die alleine leben, bleiben. Ein Lichtblick ist da ein Hausbesuch der besonderen Art: Der Malteserruf bietet Menschen, die ein Bedürfnis nach Unterhaltung haben, aber vielleicht nicht unbedingt fremde Menschen in ihre Wohnung lassen möchten, Gespräche per Telefon an. Ehrenamtliche Mitarbeiter rufen die Senioren regelmäßig und unentgeltlich an, hören zu und schenken ihnen Aufmerksamkeit. Über die Gespräche werden Protokolle geführt, um an bereits Besprochenes wieder anknüpfen zu können – insbesondere für Demenzkranke eine wertvolle Art der Begleitung. Gleichzeitig unterliegen die Gespräche der Schweigepflicht. Wir haben mit Helga Schindler gesprochen, sie kümmert sich in Bad Reichenhall um den Malteserruf und hat uns erklärt, worin ihre ehrenamtliche Tätigkeit besteht.

Schindler: „Es ist eigentlich Besuchsdienst am Telefon. Bei den Maltesern haben wir über unsere Hausnotrufe, Menüdienste oder andere Leistungen gemerkt, dass die Senioren gerne ein längeres Gespräch führen, weil sie – auch dadurch, dass sie alleine leben - sonst eigentlich recht wenig zum Reden kommen. Und deswegen machen wir diesen Besuchsdienst am Telefon, der ehrenamtlich ist und nichts kostet. Die Senioren werden einmal oder zweimal in der Woche immer um die gleiche Zeit angerufen und sie bestimmen das Thema, über das sie gerne sprechen möchten.“

RV: Was sind denn Themen, über die Sie mit den Menschen sprechen?

Schindler: „Es geht meistens um frühere Zeiten oder auch die momentane Gebrechlichkeit, mit der die Senioren nicht ganz zu Rande kommen, beispielsweise dass sie bei Schwindelanfällen einen Rollator zu Hilfe nehmen müssen und dergleichen. Aber auch sehr viel von früher, und was sie auch von früher her belastet hat.“

RV: Wie kommen diese Senioren denn zu Ihnen, bzw. wie kommen Sie an die Telefonnummern dieser Menschen?

Schindler: „Teilweise sind das Kunden des Hausnotrufs oder vom Menüservice, aber auch über Pflegedienste wie die Diakonie und die Caritas. Momentan knüpfe ich auch Kontakte über den Hospizdienst für Menschen, die noch gerne sprechen möchten. Wir sind aber keine Telefonseelsorge, wenn es tatsächlich etwas schwieriger wird, geben wir die Nummer auch weiter.“

RV: Was sind denn Erlebnisse, die Sie besonders beeindrucken oder Ihnen die Kraft geben, mit Ihrer Arbeit weiter zu machen?

Schindler: „Ich habe beispielsweise eine Dame, die aus Thüringen stammt und zu uns nach Bad Reichenhall gezogen ist. Sie schwärmt mir immer von Thüringen vor und was sie früher gemacht hat. Sie ist so unglaublich nett und sagt mir immer, sie freut sich so auf den Anruf. Wenn wir uns verabschieden, sagt sie immer: ,Ich freue mich auf das nächste Gespräch und hoffe, dass ich dann noch lebe.´ Und dazu lacht sie immer so nett, dass ich selbst mitlachen muss.“

RV: Und was ist es denn, was Ihnen letztlich den Antrieb gibt, diese ehrenamtliche Arbeit zu übernehmen?

Schindler: „Mir bringt die Arbeit, dass ich den Menschen zuhören kann. Mein Vater war im Krieg, das war für ihn ein sehr einschneidendes Erlebnis und er hat immer davon erzählt. Mir war das aber, als ich jung war, einfach zu viel, ich konnte es nicht mehr hören, weil es einfach zu oft hintereinander kam. Aber heute ist es mir bewusst, wie wichtig es ist, dass die Menschen erzählen können.“

Der Malteserruf wird vom Malteser Hilfsdienst derzeit angeboten in Berlin, Hamburg, Magdeburg, Hennef, Nephten, Dortmund, Fulda, Trier, Heidelberg, Konstanz, München und Bad Reichenhall. Bundesweit arbeiten mehr als 100 Freiwillige daran mit, den Dienst anzubieten.

 

(rv 02.01.2017 cs)








All the contents on this site are copyrighted ©.