2016-12-31 10:30:00

D: Pilotprojekt gegen Priestermangel


Der Priestermangel in Europa ist ein Problem, aber es gibt auch Projekte, um dagegen zu halten. Im Bistum Paderborn hat eine Pfarrei seit einiger Zeit ein Pilotprojekt gestartet, bei dem ausländische junge Geistliche eingeladen werden, einige Zeit lang als Priester aktiv zu sein. Wir sprachen mit André Aßheuer. Der katholische Geistliche „integriert“ jedes Jahr bis zu sechs indische Priester in seiner Pfarrei St. Maria Welver.

„Der Priestermangel in Deutschland ist der Hauptgrund dafür, dass ausländische Priester in unser Bistum kommen, auch kommen müssen, damit eine gewisse sakramentale Struktur auch in Zukunft garantiert ist. Wir haben im Bistum Paderborn derzeit 602 Priester im aktiven Dienst, davon werden in zehn Jahren die Hälfte in Ruhestand treten“, so Aßheuer. Derzeit seien 58 ausländische Priester aktiv. Die Hälfte stamme aus Polen und die andere Hälfte aus Indien. „Es werden in Zukunft aber mehr indische Priester dazu kommen, um dann in unseren Pfarreien mit ihrem lebendigen Charisma und ihrer freudestrahlenden Art bei uns tätig zu werden.“

Pater Anthony Nelson aus Kerala in Südindien ist seit wenigen Monaten in Welver angekommen. Er macht derzeit ein Praktikum in der Pfarrei. „Das war meines Erachtens ein Plan Gottes, dass wir nach Paderborn gehen durften. Ich bin der erste meiner Gemeinschaft, der hier als Priester kommen durfte.“ Selbstverständlich gebe es große Unterschiede zwischen dem indischen Pfarreileben und jenem in Deutschland, gibt P. Nelson unumwunden zu. „Natürlich ist es ganz anders. In Indien – also in Kerala – da ist alles mit dem Glauben stark verbunden. Die Gläubige sind zwar eine Minderheit, aber wer die Kirche dort besucht, ist sehr aktiv.“ Ihm ist aufgefallen, dass Gläubige in Deutschland weniger die Kirchen besuchten als bei ihm in Kerala.

Marvin Reinhard ist 17 Jahre jung. Er ist sozusagen der Deutschlehrer der indischen Priester. Das Besondere am Pilotprojekt von Welver ist, dass die indischen Priester nicht einfach eine Sprachschule besuchen, sondern von Anfang an in der Pfarrei leben und dort die deutsche Kultur von den Menschen vor Ort übermittelt bekommen. „Am Anfang war es natürlich schwierig, man lernt eine ganz neue Kultur kennen. Es ist nicht so leicht sich zu verständigen. Sie können ja am Anfang nicht gut Deutsch, wir können zwar auf Englisch kommunizieren, aber es gibt doch große Kulturunterschiede.“

Und wie geht es weiter? Dazu Priester Aßheuer: „Zukunft wird das Projekt auf jeden Fall haben, denn der Priestermangel wird auch in den nächsten Jahren ein Thema bleiben. Mehrere Facetten klingen hier an: Zum einen kommt ein Priester von Indien nach Deutschland, um die deutsche westliche Mentalität kennenzulernen und in dieser Struktur auf die Menschen zuzugehen, was in Indien anders ist. Sobald sie das gelernt haben, können sie in zehn Jahren wieder in Indien als Propheten einer veränderten Welt zurückkehren. Denn wie mir einige indische Bischöfe sagten, wird es auch dort in Zukunft anders aussehen.“

(rv 30.12.2016 mg)








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