2016-12-29 10:18:00

Keine Wahlen in Somalia: „Das Land liegt in Stücken“


Wieder keine Wahl in Somalia: an diesem Mittwoch hätten eigentlich die lange erwarteten und immer wieder verschobenen Wahlen für einen neuen Staatspräsidenten stattfinden sollen, aber wieder hat es nicht geklappt. Jetzt spricht man vom 24. Januar, aber auch das ist noch nicht offiziell oder bestätigt. Der 28. Dezember war bereits der vierte Wahltermin, der nicht eingehalten wurde. Der Grund für die Verzögerung: Somalia wählt nicht direkt, Stammesvertreter bestimmen Wahlmänner, die wiederum das Parlament wählen. Gemeinsam mit dem Senat soll dann der Präsident gewählt werden, da die Wahlen aber chaotischer ablaufen und länger dauern als gedacht und auch immer wieder Unregelmäßigkeiten entdeckt werden, wurde eine abermalige Verschiebung unausweichlich.

„Das Land liegt in Stücken“, sagt Giorgio Bertin, Bischof von Djibuti und Administrator von Mogadishu. Auch wenn es Teile des Landes gebe, die sich selbst verwalten könnten, gebe keinen Staat, „die Somalis brauchen eine Autorität, die dem Gemeinwohl verpflichtet ist.“ Und die sei nicht in Sicht.

Seit dem Sturz des Diktators Siad Barre 1991 kommt das Land nicht zur Ruhe, immer wieder kommt es zu brutaler Gewalt, eine Verwaltung des Landes gibt es nicht, Korruption zerstört den politischen Prozess der Wahl weiter.

„Mich wundert es nicht, dass die Wahlen mal wieder verschoben wurden“, sagt der Bischof. „Wie kann man in dieser Situation, in diesem zerbrochen Land, in dem es islamistische Milizen wie Al Shabaab gibt, in einigen Gegenden auch den so genannten IS, Wahlen abhalten?“

Trotzdem besteht Bertin darauf, dass solche chaotischen Wahlen immer noch besser seien als die Alternative, nämlich das Nichts. „Manchmal können wir halt nicht zwischen Gut und Böse wählen, sondern nur zwischen dem größeren und dem kleineren Übel. In Somalia gibt es keine Führung, keine politische Leitung, die wirklich den Menschen dienen will. Hier leben Millionen, denen der Hunger droht. Wir müssen aber auch auf die internationale Gemeinschaft den Finger richten, denn viele Mächte, die in Somalia engagiert sind, verfolgen ihre eigene Agenda, statt den Somalis bei der Überwindung der Spaltungen zu helfen. Wir als Kirche helfen hier weiter, auch durch die Caritas und viele andere Organisationen. Ich würde sagen, dass wir uns nicht vollständig entmutigen lassen dürfen angesichts dieser Frustration.“

(29.12.2016 ord)








All the contents on this site are copyrighted ©.