2016-12-27 10:16:00

Weihnachten in Zentralafrika: Angespannte Lage


Ein Krieg der Armen unter sich, weit weg von den Scheinwerfern: So stehen die Dinge in der Zentralafrikanischen Republik. Die 2.000 französischen Soldaten der Operation „Sangaris“, die 2013 ins Herz Afrikas geschickt wurden, um die Gewalt einzudämmen, sind längst wieder abgezogen, und seitdem flackert die Gewalt immer wieder auf im Land, mal hier, mal da.

In den letzten Wochen sind bei Kämpfen in der Stadt Bria im Ostteil des Landes mindestens neunzig Menschen ums Leben gekommen. Zwei Monate ist das Massaker in einem Flüchtlingslager in Kaga-Bandoro her. Dieses Szenario müssen wir im Hinterkopf haben, wenn wir den italienischen Missionar Aurelio Gazzera fragen: Und, wie feiern Sie Weihnachten in der Zentralafrikanischen Republik?

„Weihnachten ist in Zentralafrika viel schlichter als im Rest der Welt. Da gibt es vielleicht ein bisschen Dekoration in den Kirchen; Krippen sieht man fast überall; und die Atmosphäre ist ein bisschen ruhiger als sonst. Die Menschen denken an dieses Geschenk der Geburt Jesu, Gott wird Mensch, das ist doch jedes Jahr etwas Überraschendes für alle. Aber die Lage im Land ist weiter ziemlich gespannt. Der Papstbesuch vor einem Jahr hat zwar viel bewegt, aber es bleibt auch noch viel zu tun. Dreiviertel des Landes sind immer noch praktisch in der Hand von Rebellen, von bewaffneten Bewegungen, und im Rest des Landes geht einfach nichts vorwärts, weil Handel und Wirtschaft vom Krieg zerstört worden sind.“

Der Papstbesuch hat viel bewegt

Die Leidensgeschichte Zentralafrikas begann im Frühjahr 2013: Da stürzten islamische Milizen den Präsidenten und begannen in der Hauptstadt Bangui eine Schreckensherrschaft, gegen die sich wiederum christliche Milizen formierten, um zurückzuschlagen. Nur eingedämmt wurde die Gewalt seitdem, aber nicht wirklich befriedet. Was sind denn heute die genauen Gründe für die Zusammenstöße, Pater Gazzera? „Ach, da gibt es viele. Zunächst mal die Interessen verschiedener Nachbarländer. Dann religiöse Spannungen. Einige Golfstaaten wollen eine stärkere muslimische Präsenz im Land; die liegt bisher nur so um die zehn Prozent, ist aber in den letzten drei Jahren kämpferischer geworden und hat für Probleme gesorgt. Auch wenn die Mehrheit der christlichen und der islamischen Bevölkerung immer ziemlich gut zusammengelebt hat.“

Im Herbst 2015 hatte Papst Franziskus, allen Sicherheitsbedenken zum Trotz, Bangui besucht und dabei schon vorab eine Heilige Pforte der Barmherzigkeit geöffnet, auch wenn das Heilige Jahr erst einige Tage später offiziell in Rom startete. „Sein Besuch war eine Art heilsamer Schock für alle. Dabei ist allen klargeworden, dass man die Spannungen auch auf eine andere Weise angehen könnte, dass man Brücken bauen könnte und Orte, an denen sich die Menschen treffen und wo sie miteinander reden können. Konkret kann man sagen, dass die Spannungen und die Episoden der Gewalt, auch wenn es sie immer noch gibt, doch seit dem Papstbesuch deutlich zurückgegangen sind. Es gibt nicht mehr diese Eskalation, die es vor dem Eintreffen von Franziskus gegeben hatte.“

(rv 27.12.2016 sk)








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