Der Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Johann Hinrich
Claussen, sieht zahlreiche Parallelen zwischen der Krise der Europäischen Union (EU)
und Konflikten der Reformationszeit. „Für viele ist Brüssel heute das, was früher
Rom war“, sagte Claussen am Sonntag der „Welt“. Als Beispiel verwies er auf Parallelen
zwischen dem britischen EU-Austritt und dem Abfall des englischen Königs Heinrich
VIII. (1491-1547) von Rom. „Wo Heinrich „Papst“ schrieb, setzen die Brexit-Propagandisten
'EU-Kommission'“, sagte Claussen. Damals wie heute gebe es die „Vorstellung, die Engländer
würden schikaniert von einer übernationalen, intransparenten, politisch nicht legitimierten
und nationales Recht brechenden Behörde auf dem Kontinent“.
Auch in anderen europäischen Staaten würden heute angesichts von Zentralisierungstendenzen
in der EU wieder Fragen gestellt, die bereits in der Reformationszeit anhand des Verhältnisses
zwischen Einzelterritorien und dem Kaiser oder dem Papst aufgeworfen worden seien.
„Gibt es eine gemeinsame Idee? Hat man einen Nutzen von ihr? Soll man ihretwegen Souveränität
aufgeben?“ Daher könne man „beim Blick in den fernen Spiegel der Reformationszeit
erkennen“, was in Europa zu berücksichtigen sei, „wenn man gemeinsame Lösungen sucht“,
sagte Claussen.
(kna 26.12.2016 sk)
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