2016-12-24 13:31:00

Syrien: Ein Weihnachtsbaum hinter der Kirche


Glockengeläut und Muezzin-Rufe in Aleppo – nach langen Jahren der Belagerung können die Menschen in der in weiten Teilen vom Krieg zerstörten Stadt, Christen wie Muslime, endlich ein wenig aufatmen. So beschreibt Pater Firas Lutfi von der lateinischen Franziskus-Gemeinde in Ost-Aleppo die Lage nach Ende der vierjährigen Belagerung. Hinter seiner Kirche habe man jetzt einen Weihnachtsbaum aufgestellt, so der Pater am Freitag im Gespräch mit der italienischen Zeitung „La Stampa“, Familien aller Religionen hätten dabei begonnen, gemeinsam zu feiern. Nach der schwer errungenen Einigung zwischen Rebellen und syrischem Militär seien am Donnerstagabend die letzten Dschihadisten in Bussen abgefahren.

Weihnachten im Krieg, schwer vorstellbar angesichts eines Szenarios, das einer Apokalypse gleicht: zerbombte Städte und fortwährender Beschuss, Mangel an Nahrung, Wasser und Strom, Millionen Menschen in Angst vor neuer Gewalt, Millionen Menschen auf der Flucht – und doch: Weihnachten hat in Syrien in den ausgedünnten christlichen Gemeinschaften auch im sechsetn Kriegsjahr seinen festen Platz, weiß der Apostolische Nuntius in Damaskus, Mario Zenari:

„Die christlichen Gemeinden feiern wie immer mit Freude: Es gibt Chorgesang, Krippen und wo man noch Strom hat, werden am Weihnachtsbaum Lichter entzündet. Natürlich feiert man (aufgrund des Kriegszustandes, Anm.) zu anderer Uhrzeit, also früher, und man weicht auch auf andere Kirchen aus, denn viele Gotteshäuser, etwa in Aleppo, wurden ja zerstört. Das hat die Gemeinden neben dem Exodus am meisten getroffen: Die Reihen in den Kirchen sind gelichtet, vor allem fehlen die jungen Leute. Diese Wunde schmerzt tief…“

Der Nuntius rückt anlässlich des Festes der Heiligen Familie vor allem das Schicksal der Wehrlosesten ins Zentrum: die vom Konflikt betroffenen Kinder und Familien. Dazu sagt der Erzbischof im Interview mit Radio Vatikan:

„Generell sind es die Kinder, die die schlimmsten Konsequenzen dieses schrecklichen Krieges erleiden: in diesen Tagen sehen wir sie vertrieben, frierend, oft elternlos, auch unterernährt. Denken wir weiter an die traumatisierten Kinder, die Kinder, die unter Trümmern oder durch Kugeln starben, die Verletzten, die Verstümmelten. Wir können sagen, dass dieser Krieg ein Gemetzel der Unschuldigen war.“

Mehr als 13 Millionen Menschen seien in Syrien derzeit auf Hilfe angewiesen, erinnert Zenari. Und er würdigt die Anstrengungen der Internationalen Gemeinschaft und der Hilfsorganisationen, diese Menschen trotz der Kriegssituation zu erreichen.

(la stampa/rv 24.12.2016 pr)








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