Venezuela: Chef-Jesuit hofft auf Freilassung der Dissidenten
Der Generalobere der Jesuiten, Arturo Sosa, hat vor übertriebenen Erwartungen an den vom Vatikan vermittelten Dialog zwischen Regierung und Opposition in seinem Heimatland Venezuela gewarnt. „In einer Demokratie sind nicht alle Dialogprozesse erfolgreich, sie sind vielmehr ein Versuch“, sagte Sosa am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Caracas. Dialoge müssten dosiert geführt werden. Erwartungshaltungen dürften nicht mit realen Möglichkeiten verwechselt werden.
Zugleich kritisierte Sosa die sozialistische Regierung von Präsident Nicolas Maduro indirekt. „Hoffentlich haben wir ein Weihnachten ohne politische Gefangene, ein Weihnachten ohne gegenseitige Beschimpfungen und stattdessen den Versuch, sich gegenseitig zu verstehen und nach gemeinsamen Lösungen für die Probleme zu suchen.“ Politische Gefangene seien für eine Demokratie nicht normal, so Sosa.
Venezuela wird seit mehr als zwei Jahren von einer Versorgungskrise und schweren politischen Spannungen erschüttert. Die Regierung macht eine aus den USA gesteuerte Kampagne für die Krise verantwortlich; die Opposition wirft der Regierung vor, wirtschaftspolitisch versagt zu haben. Der Vatikan vermittelt seit einigen Wochen in der innenpolitischen Krise. Mitte Januar sollen die Gespräche fortgesetzt werden. In den vergangenen Tagen kam es wegen der katastrophalen Versorgungslage erneut zu Unruhen.
Der Politologe Sosa, seit Oktober Generaloberer im Jesuitenorden, gilt als einer der wichtigsten Intellektuellen Venezuelas. Über Jahrzehnte war er im Dialog zwischen den verschiedenen politischen Gruppen seines Landes aktiv und setzte sich für die Menschenrechte in dem Krisenstaat ein. Maduros Vorgänger Hugo Chavez war sein Student an der Universität, doch ging der Jesuit zunehmend auf Distanz zu ihm und kritisierte seine Regierung schließlich als „nicht legitimes Herrschaftssystem“. Auch für den amtierenden Präsidenten Maduro sparte Sosa bislang nicht mit Kritik, blieb dabei jedoch stets sachlich und differenzierend.
(kna 23.12.2016 mg)
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