2016-12-18 11:32:00

Aleppo: „Werden wir morgen noch leben?“


Die unterbrochene Evakuierung von Menschen aus Aleppo-Ost könnte an diesem Sonntag wieder aufgenommen werden. Am Samstag konnte niemand die Stadtteile verlassen, in denen zuletzt noch am heftigsten gekämpft worden war. Das Internationale Komitee des Roten Kreuzes spricht von Tausenden von „traumatisierten und verletzten Menschen“, die in Ost-Aleppo hungernd und frierend auf eine Evakuierung warten.
In New York will der UNO-Sicherheitsrat an diesem Sonntag über eine mögliche Entsendung von Beobachtern nach Aleppo befinden. Nach der von Frankreich eingebrachten Resolution sollen die Beobachter die Evakuierung von Zivilisten beaufsichtigen.

„Wir sind mitten in einem Krieg, die Menschen leiden auf der einen wie der anderen Seite“, sagt uns aus Aleppo der Salesianerpater Pier Jabloyan. „Wir Salesianer sind auch im Krieg bei den Menschen geblieben. Dabei haben wir herausgefunden, dass man auch mitten in einem Krieg manchmal Frieden erleben kann. Das versuchen wir den jungen Leuten in unserem Jugendzentrum zu vermitteln. Wir versuchen, das Allernormalste zu tun: junge Leute aufnehmen und ihnen Aktivitäten anbieten, die einen christlichen Akzent haben. Wir glauben, dass der Herr jederzeit bei uns ist.“

Aber natürlich wollen die Patres von Aleppo nicht heile Welt spielen: „Auch wir sind getroffen worden, viele junge Leute haben das Leben verloren. Ich sage ja auch nicht, dass es uns wirklich täglich gelingt, was wir uns vorgenommen haben. Aber wir bemühen uns eben. Die jungen Leute fragen uns: Welche Zukunft werden wir haben? Werden wir morgen noch leben? Und – warum greift der Herr nicht ein? Warum gibt es bei uns im Nahen Osten immer Krieg? Wir können darauf nicht richtig antworten. Aber wir können durch unser Leben hier ein stummes Zeugnis geben. Im Krieg wird soviel geredet, und am Ende kommt nichts heraus...“

(rv 18.12.2016 sk)








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