2016-12-14 14:22:00

Weißrussland: „Ein Christ darf kein Henker sein“


Die orthodoxe Kirche in Weißrussland hat sich für eine Aussetzung der Todesstrafe ausgesprochen. „Ein Christ darf kein Henker sein“, sagte der Sprecher der weißrussisch-orthodoxen Kirche, Erzpriester Sergej Lepin, nach Angaben einer Minsker Online-Zeitung vom Dienstagabend. Die Kirche verurteilte die Todesstrafe am Mittwoch auf ihrer Internetseite als „Sünde des Mordes“. Weißrussland ist der einzige Staat Europas und der ehemaligen Sowjetunion, der noch Todesurteile verhängt und vollstreckt. In diesem Jahr gab es laut weißrussischen Menschenrechtlern vier Hinrichtungen.

Anlass für die Stellungnahme der Kirche war die vom Europarat und dem weißrussischen Außenministerium organisierte Konferenz „Die Abschaffung der Todesstrafe und die öffentliche Meinung“ am Dienstag in Minsk. Ein Regierungsvertreter lehnte bei der Tagung ein Moratorium für Exekutionen ab. Er verwies auf eine Umfrage, wonach 51 Prozent der Weißrussen die Todesstrafe befürworten würden. Menschenrechtsorganisationen legten gegenteilige Umfrageergebnisse vor.

Die orthodoxe Kirche hatte bereits 1996 beim damaligen Volksentscheid für die Abschaffung der Todesstrafe geworben. 80 Prozent der Abstimmenden hatten sich jedoch für die Beibehaltung ausgesprochen. Seit der staatlichen Unabhängigkeit 1991 wurden laut Schätzungen etwa 400 Menschen hingerichtet. Die Regierung macht keine Angaben über die Zahl der Exekutionen.

Im weißrussischen Parlament gibt es eine Arbeitsgruppe, die über die Zukunft der Todesstrafe berät. Die Behörden informieren die Angehörigen erst mit wochenlanger Verzögerung über die Vollstreckung von Todesurteilen. Weder erhalten sie den Leichnam, noch wird ihnen der Ort der Bestattung genannt.

(kna 14.12.2016 pr)








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