2016-12-13 10:06:00

Syrienkrieg: Assad liest Brief des Papstes


Papst Franziskus hat an Bashar al-Assad geschrieben: Er bittet den syrischen Präsidenten und die internationale Gemeinschaft, den Krieg in Syrien zu beenden und sich um eine friedliche Lösung des Konflikts zu bemühen. Der Brief ist schon in Assads Händen – Kardinal Mario Zenari, der Päpstliche Nuntius in Damaskus, hat ihn dem Präsidenten überreicht. Das sagte er am Montag in einem Interview mit Radio Vatikan.

„Ich wurde heute morgen vom Präsidenten zu einem Höflichkeitsbesuch empfangen, weil ich als Kardinal (nach Damaskus) zurückgekommen bin und das etwas Einmaliges ist. Alle in Syrien, von der Regierung bis zu den einfachen Bürgern, haben verstanden, dass das eine Geste des Papstes ist, um seine Nähe zu den leidenden Syrern zu zeigen. Bei diesem Besuch habe ich einen Brief des Papstes überreicht. Es ist nicht schwer, sich vorzustellen, was in diesem Brief drinsteht: natürlich all das, was der Papst immer schon zum syrischen Konflikt gesagt hat, und vor allem auch der Akzent auf dem humanitären Aspekt.“

Der vatikanische Pressesaal verrät zum Inhalt des Papstschreibens an Assad noch etwas mehr als Kardinal Zenari. Franziskus verurteile ausdrücklich jegliche Form von Extremismus und Terrorismus, wer auch immer sie begehe. Er dringe außerdem darauf, dass die internationalen Menschenrechte voll und ganz respektiert würden, was den Schutz von Zivilisten und den Zugang zu humanitären Hilfen angehe.

„Mein Eindruck war, dass der Präsident diesen Brief des Papstes sehr respektvoll entgegengenommen hat. Er hat ihn gelesen und wertgeschätzt, soviel kann ich sagen.“ Was Zenari nicht sagt: Assad steht einen Schritt davor, ganz Aleppo wieder in seine Hand zu bekommen. Mehr als neunzig Prozent der Stadt, die einmal die Wirtschaftsmetropole Syriens war und jetzt eine Ruinenlandschaft, stehen wieder unter der Kontrolle der syrischen Armee und ihrer Verbündeten.

Der Nuntius mit dem Kardinalshut hofft auf ein Ende des Schlachtens in Syrien. „Das ist, was wir alle wollen – dass sich auf einmal eine Lösung abzeichnet. Natürlich ist der Weg dahin nicht leicht. Man sollte weitergehen auf dem Weg des Waffenstillstands, des Zugangs von humanitären Hilfen und der Versöhnung. Vor allem in diesem Moment, wo die Bevölkerung in Aleppo einen furchtbaren Preis für diesen Konflikt zahlt. Als Glaubende, als Christen beten wir...“

Am Sonntag hatte der Papst erneut zu einem Waffenstillstand in Aleppo und im übrigen Syrien aufgerufen. „Ich appelliere an das Pflichtbewusstsein aller, eine „Entscheidung des zivilen Anstands“ zu treffen, sagte er zum Abschluss des traditionellen Angelus-Gebets auf dem Petersplatz. Leider habe man sich bereits an Krieg und Zerstörung in Syrien gewöhnt. Darüber dürfe jedoch nicht vergessen werden, dass Syrien ein Land voll von Geschichte, Glauben und Kultur sei. „Wir können nicht akzeptieren, dass das alles vom Krieg vernichtet wird, der eine Anhäufung von Gewaltakten und Falschheit ist.“

(rv 13.12.2016 ord/sk)








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