2016-12-01 14:06:00

Welt-AIDS-Tag: Stigmatisierung trotz Aufklärung


Trotz aller scheinbaren Aufklärung im 21. Jahrhundert, gegenüber HIV und AIDS gibt es noch massive Vorurteile. Um gegen diese vorzugehen, gibt es den 1. Dezember, den Welt-AIDS-Tag. Momentan leben weltweit 35 Millionen Menschen mit HIV. Jedes Jahr kommen rund 2,1 Millionen Neuinfektionen dazu. Allein in Deutschland leben 80.000 HIV Infizierte.

Für diejenigen in Hamburg gibt es eine Anlaufstelle, an die sie sich mit Fragen und Sorgen - zum Beispiel wenn sie mit Vorurteilen konfrontiert werden - richten können: die AIDS-Seelsorge der evangelischen Kirche. Sie wird geleitet von Pastor Detlev Gause. Er hört beinahe täglich Geschichten, bei denen HIV-Infizierte stigmatisiert werden. „Es ist ja immer noch eine unaufgeklärte Gesellschaft, die nicht genau weiß, was ist denn AIDS und wie kann man sich anstecken. Und dann passieren die unmöglichsten Dinge, die den Betroffenen das Leben schwer machen. Neulich habe ich von einer Frau gehört, sie hat in ihrer Arbeitsstelle eine extra Toilette zugewiesen bekommen, damit sie andere nicht ansteckt, was natürlich völliger Blödsinn ist.“

Die meisten der HIV-Infizierten in Deutschland sprechen daher kaum über ihre Krankheit, lediglich mit ihrem Arzt und vielleicht noch mit der Seelsorge. Die Angst der Anderen, sich vielleicht anzustecken, würde einen normalen Umgang nur erschweren. Dabei ist HIV nur über die Körperflüssigkeiten ansteckend. Aber ein Kuss oder ein getrockneter Blutstropfen alleine sind noch lange nicht ansteckend. Die Stigmatisierungen machen den Menschen viel mehr zu schaffen, als die Infektion selbst. „Im Prinzip ist diese unmittelbare Todesbedrohung, wie es sie in den 80er und 90er Jahren gab, dank der Medizin ad acta gelegt. Das hat dann aber leider auch zur Folge, dass man sich um die Thematik nicht mehr so kümmert. Es ist harmloser geworden“, kritisert Gause.

Seine AIDS-Seelsorge arbeitet im Zeichen des Regensbogens. Zum einen ist es natürlich das Symbol für Vielfältigkeit, auch im Hinblick auf sexuelle Orientierungen, wie Gause betont, aber er möchte auch einen biblischen Aspekt betonen, der für seine Arbeit mit HIV-Infizierte wichtig ist: „Wir erinnern uns an den Regenbogen, den Gott am Himmel hat erscheinen lassen nach der Noah-Geschichte, und an sein Versprechen, dass solange es Saat und Ernte gibt, Gott bei uns ist. Das ist eine starke Symbolik für uns als christliche Anlaufstelle für die Thematik HIV und AIDS.“

An diesem 1. Dezember werden überall in Deutschland Gedenkgottesdienste gefeiert, zum Beispiel auch in Berlin in der Gedächtniskirche, den Pfarrer Gause feiern wird.

(rv 01.12.2016 pdy)








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