2016-12-01 11:58:00

Papstmesse: Ein Lob dem Widerstand!


Er schläft nach eigenem Eingeständnis „wie ein Stück Holz“ und wischt Fragen, ob Widerstände gegen seinen Kurs ihm nicht zu schaffen machten, mit einem Lachen beiseite. Und trotzdem weiß Papst Franziskus ganz genau, was das ist: Widerstände. Die verschiedenen Arten von Widerstand hat er an diesem Donnerstag bei seiner Frühmesse in der Santa-Marta-Kapelle analysiert.

Dabei ging es natürlich um Widerstand  gegen die Gnade Gottes, nicht um das Verschleppen oder Boykottieren von Kurienreformen. Offener Widerstand ergebe sich aus „gutem Willen“, begann Franziskus: Beispiel Saulus, der „überzeugt war, den Willen Gottes zu tun“. Offener Widerstand sei „gesund“, weil er  - siehe Saulus! – „offen sei für die Gnade, eines Besseren belehrt zu werden“.

Aber dann sind da die „versteckten Formen von Widerstand“: gefährlicher, weil sie nicht aus der Deckung kommen. „Jeder von uns hat seinen eigenen Stil des verdeckten Widerstands gegen Gottes Gnade“, sagte der Papst. Man müsse ihn identifizieren „und dem Herrn hinhalten, damit er ihn reinigt“.

„Welcher Art sind denn diese verdeckten Formen von Widerstand, die wir alle haben? Sie sind immer darauf aus, einen Prozess der Bekehrung zu stoppen. Immer! Stoppen, nicht dagegen kämpfen. Nein, nein – stoppen. Vielleicht lächeln… aber hier kommst du nicht durch! Passiv, heimlich dagegenhalten. Wenn es in einer Institution oder einer Familie einen Änderungsprozess gibt, dann höre ich sagen: „Aber da gibt es Widerstände.“ Gott sei Dank ist das so! Wenn es sie nicht gäbe, käme die Sache nicht von Gott. Wenn es Widerstände gibt, dann ist es der Teufel, der sie sät, damit der Herr nicht vorwärtskommt.“

Drei Arten von verborgenem Widerstand gebe es. Erstens den Widerstand der „leeren Worte“. Der Papst erinnerte an das Tagesevangelium, in dem Jesus warnt, nicht jeder, der „Herr, Herr“ sage, gelange ins Reich Gottes. Und er erinnerte an das Gleichnis Jesu von den zwei Brüdern, die der Vater zum Weinberg schickt: Der eine sagt „Nein“ und geht dann doch, der andere sagt „Ja“, aber geht nicht hin.

„Ja sagen – Ja zu allem, sehr diplomatisch… aber in Wirklichkeit ist das ein Nein. Ganz viele Worte: Ja! Ja! Ja! Wir werden alles anders machen, ja! Aber dann bleibt alles beim Alten, stimmt’s? Das ist spirituelle Tarnung: Die, die zu allem Ja sagen, aber in Wirklichkeit heißt das Nein. Der Widerstand der leeren Worte.“

Zweitens der Widerstand der ständigen Selbst-Rechtfertigung. Damit meine er Personen, die sich ständig für alles rechtfertigten und die „immer einen Gegengrund zur Hand“ hätten. Das rieche „nicht nach Gott, sondern nach dem Teufel“, befand der Papst. Ein Christ habe es „nicht nötig, sich zu rechtfertigen“, er sei „durch das Wort Gottes ein für alle Mal rechtfertigt worden“. Und drittens der Widerstand durch „anklagende Worte“: Da klage man andere an, um nicht auf sich selbst blicken zu müssen und um sich nicht selbst bekehren zu müssen. Beispiel: Das Gleichnis Jesu vom Pharisäer und vom Zöllner.

Er rede hier nicht von großen, historischen Widerständen wie etwa der Maginot-Linie, fuhr Papst Franziskus fort. Er rede von den Widerständen, „die wir in unserem Herzen haben, jeden Tag“. Widerstand gegen die Gnade zu spüren, sei eigentlich ein gutes Zeichen, denn es bedeute, „dass der Herr in uns am Werk ist“. Wir sollten also unsere Widerstände „überwinden, damit die Gnade vorwärtskommen kann“.

„Habt keine Angst, haben wir keine Angst, wenn wir in unserem Herzen Widerstände ausfindig machen! Sagen wir es stattdessen klar dem Herrn: Schau mal, Herr, das hier versuche ich zu verbergen, um nicht dein Wort in mich eintreten zu lassen. Es ist schön, das zu sagen, nicht wahr? Herr, hilf mir, mit großer Kraft! Deine Gnade möge die Widerstände der Sünde besiegen! Die Widerstände sind immer eine Frucht der Erbsünde, die wir in uns tragen. Es ist häßlich, Widerstände zu haben, stimmt’s? Nein, stimmt nicht, es ist schön! Das Häßliche besteht darin, sie als Verteidigungslinie gegen die Gnade des Herrn aufzuwerfen. Widerstand zu spüren ist normal. Herr, ich bin ein Sünder, hilf mir! Bereiten wir uns mit diesen Überlegungen auf das kommende Weihnachtsfest vor.“

(rv 01.12.2016 sk)








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