2016-11-28 11:44:00

Papst an Wissenschaftler: Wir brauchen ökologischere Welt


Wissenschaftler müssen frei von politischen und wirtschaftlichen Interessen arbeiten können und helfen, eine ökologischere Welt aufzubauen. Das sagte der Papst an diesem Montagvormittag bei einer Audienz für die Teilnehmer der Vollversammlung der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften, unter ihnen der britische Physiker Stephen Hawking, der nur durch einen Sprachcomputer kommunizieren kann. 

In seiner Ansprache vor rund 60 Wissenschaftlern aus der ganzen Welt – etliche unter ihnen sind nicht katholisch oder so wie Hawking agnostisch – ging der Papst auf die Herausforderungen der Gegenwart ein und bat die Forscher darum, „ein kulturelles Modell“ mitaufzubauen, das die Krise des Klimawandels und ihre sozialen Konsequenzen berücksichtige. Es sei wichtig, so der Papst, dass die „enormen Produktionspotentiale“ nicht nur wenigen Menschen zugutekämen.

Die Wissenschaft habe „beweisen und studieren können“, wie der Planet Erde derzeit leide. Deshalb bat er die Wissenschaftler, auch Lösungsvorschläge abzugeben, die den Wasserzugang, die Nutzung erneuerbarer Energien und die Nahrungssicherheit positiv beeinflussen.

„Die wissenschaftliche Gemeinschaft bedarf deshalb eines normativen Systems, das auch die unüberschreitbaren Grenzen anzeigt und die Ökosysteme sichert. Das ist wichtig und dringend, bevor die neuen Machtformen, die aus dem technisch-ökonomischen Paradigma hervorgekommen sind, keine irreversible Schäden verursachen und zwar nicht nur gegenüber der Natur, sondern auch gegenüber dem Zusammenleben, der Demokratie, der Gerechtigkeit und der Freiheit der Menschen.“

Der Papst kritisierte die „schwache Reaktion der internationalen Politik“ – von löblichen Ausnahmen abgesehen – für die Förderung des Allgemeinwohls. Oftmals übersähen Politiker die Warnungen der Wissenschaftler, um stattdessen technischen oder wirtschaftlichen Interessen den Vorrang zu gewähren.

„Die Unterwerfung der Politik gegenüber der Technologie oder dem Finanzsystem, die vor allem den Gewinn im Auge hat, wird durch die ,Ablenkung´ oder den Rückstand bei der Umsetzung von Klimaabkommen offensichtlich. Auch die Kriege, die oftmals mit scheinbar noblen Ansprüchen geführt werden, zerstören einzig die Umwelt und den moralischen und kulturellen Reichtum der Völker.“

In der Vergangenheit hätten viele gedacht, dass die Menschheit „Besitzer und Herren der Natur“ sei und hätten dies als Freibrief für die „Plünderung der Erde“ betrachtet. „In Wahrheit aber sind wir nicht die Wächter eines Museums und seiner Meisterwerke, die wir jeden Morgen abstauben müssen, sondern die Mitarbeiter bei der Bewahrung und Entwicklung des Daseins und der Artenvielfalt des Planeten, sowie des menschlichen Lebens auf ihm. Die ökologische Wende, die fähig ist, eine nachhaltige Entwicklung zu tragen, beinhaltet untrennbar sowohl die vollständige Annahme unserer menschlichen Verantwortung für die Schöpfung und ihre Ressourcen als auch die Suche nach sozialer Gerechtigkeit und die Überwindung eines ungerechten Systems, das nur Elend, Ungleichheit und soziale Ausgrenzung verursacht.“

Die Vollversammlung der Päpstlichen Akademie der Wissenschaftler begann am Freitag und dauert bis Dienstag.

(rv 28.11.2016 mg)








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