2016-11-27 09:30:00

Aktivistin aus Ecuador: „Wir kämpfen für das Wohl aller“


Die bedrohten Völker der Amazonas-Region stehen im Mittelpunkt der diesjährigen Weihnachtsaktion des bischöflichen Lateinamerika-Hilfswerkes Adveniat, die an diesem Sonntagmorgen mit einem Gottesdienst in München eröffnet wurde. Patricia Gualinga ist Repräsentantin ihres Dorfes Sarayaku in einer der wenigen, noch unberührten Regionen des Amazonasbeckens, ganz im Osten Ecuadors. Die mutige Frau ist die im Rahmen der Adveniat-Kampagne in der Adventszeit in Deutschland unterwegs, um vom Kampf ihres Volkes gegen das Vorrücken der Ölindustrie zu erzählen.

Die Konflikte in Gualingas Heimat begannen, als Ecuador 1996 ausländischen Unternehmen plötzlich die Erdölförderung erlaubte. Zwar gehörte das Land den indigenen Gemeinde, aber die Rohstoffe in der Erde, so die Argumentation der Regierung, gehörten dem Staat. Patricia Gualinga erinnert sich an diese Zeit:

„Im Jahr 2000 begann hier in Sarayaku die Gewalt. Die Region wurde militarisiert, es wurden private Sicherheitskräfte geschickt, während sie zeitgleich versuchten, die Erdölvorkommen zu erkunden. Das geschieht mit seismischen Messungen, für die Tonnen von Dynamit in der Erde vergraben und gesprengt werden. Das haben wir anfangs für Bombenangriffe gehalten. Es waren schreckliche Monate der Angst und der Unsicherheit darüber, was wohl passieren würde. Doch die Regierung hörte uns nicht zu. Damals beschlossen wir, uns nicht besiegen zu lassen.“

Weil der Widerstand Sarayakus so hartnäckig ist, aber auch weil die Bewohner geschickt die Öffentlichkeit und eine internationale Solidarität nutzen, zieht sich das Unternehmen schließlich zurück. 2012 bestätigte der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte in Costa Rica, dass der ecuadorianische Staat das Recht der Indigenen auf vorherige Konsultation, auf Gemeindeeigentum und kulturelle Identität verletzt habe. Doch es geht den Sarayakus um viel mehr, sagt Patricia Gualinga:

„Wir kämpfen für das Wohlergehen der gesamten Menschheit. Der Regenwald ist die Garantie für das Fortbestehen der Menschheit, deswegen müssen wir ihn schützen. Es geht um die kommenden Generationen, in den USA, in Deutschland, in Frankreich und auf der ganzen Welt. Wenn wir den Regenwald zerstören, werden auch sie die Folgen zu spüren bekommen. In dieser Welt hängt alles zusammen, die ganze Schöpfung Gottes.  Unser Ziel ist es zu zeigen, dass eine alternative Lebensweise möglich ist. Dass man mit der Welt verbunden sein kann ohne von ihr verschluckt zu werden, dass es alternative Energien gibt, dass man ein glückliches Leben führen kann, ohne Armut und in Harmonie mit der Schöpfung. Von allen Zielen ist das unser wichtigstes.“ 

Unterstützung erhalten sie dabei vom panamzonischen, kirchlichen Netzwerk Repam, dem „Red Eclesial Panamazónica“. 2014 als kirchliche Antwort auf die fortschreitende Zerstörung der Natur gegründet, will es die Menschen im Amazonas seelsorglich aber auch politisch begleiten. Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat ist Partner dieses Netzwerkes. Für die Menschen in Sarayaku eine Botschaft der Hoffnung, sagt Patricia Gualinga:

„Repam spielt eine wichtige Rolle, wir fühlen uns bestärkt, unseren Weg weiter zu gehen. Repam versucht, innerhalb der Institution Kirche ein Bewusstsein zu schaffen und jetzt haben wir einen wichtigen Verbündeten mehr, keinen geringeren als den Heiligen Vater, der mit seiner Enzyklika gezeigt hat, dass ihm das Thema wichtig ist. Ich bin überzeugt, dass die Kirche der wichtigste Partner ist, den wir haben könnten.“

Andere Schwerpunktländer der diesjährigen Weihnachtsaktion „Bedrohte Schöpfung – bedrohte Völker“ von Adveniat sind Brasilien und Peru. In den Blick genommen wird dabei der Klimawandel, die rücksichtslose Ausbeutung von Rohstoffen, Wasserkraftwerke sowie gigantische Soja-, Zuckerrohr- und Palmölplantagen, die die Lebenswelt der ursprünglichen Völker Amazoniens zerstören.

Papst Franziskus hat mehrfach zum Respekt gegenüber Naturvölkern und deren Lebensraum aufgerufen, nicht nur in seiner „Umwelt“-Enzyklika „Laudato si“. Erst vor wenigen Tagen erteilte er einer gleichmacherischen Globalisierung, in der kolonialistische Methoden weiter wirken, erneut eine Absage. 

In diesem Beitrag wurden Informationen und Audio-Material von Adveniat verwendet.

(rv/adveniat 27.11.2016 pr)








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