2016-11-26 12:01:00

Fidel Castro: Der Kommunistenführer, der drei Päpste traf


Fidel Castro ist tot. Der kubanische Kommunistenführer, der in Havanna drei Päpste traf, verstarb im Alter von neunzig Jahren in der kubanischen Hauptstadt. Der Körper des Revolutionsführers wird seinem Wunsch gemäß noch an diesem Samstag verbrannt. Fidel Castro regierte Kuba nach seinem erfolgreichen Kampf gegen Diktator Fulgencio Batista 1959 nahezu 50 Jahre lang. 2008 trat er die Macht an seinen Bruder Raul ab, der eine langsame Öffnung der kommunistischen Zuckerinsel versucht. Fidel erreichte zu seiner Zeit einige soziale Erfolge, zugleich unterdrückte er politische Gegner mit eiserner Hand.

Der lateinamerikanische Papst Franziskus hatte sich im September 2015 eine gute halbe Stunde Zeit genommen, den längst pensionierten kubanischen Ex-Präsidenten zu treffen. Für Castro war es einer der letzten großen Auftritte. Er überreichte dem Papst bei dieser Gelegenheit ein Buch des Befreiungstheologen Frei Betto mit dem Titel „Fidel und die Religion“. An dem Gedankenaustausch mit dem greisen Revolutionsführer nahmen auch Familienmitglieder teil. Franziskus und der Heilige Stuhl hatten eine bedeutende Rolle bei der Wiederannäherung zwischen Kuba und den USA 2015 gespielt, wie beide Staaten erklären.

Johannes Paul II., der aus dem ebenfalls kommunistischen Polen stammte, hatte Fidel Castro als erster Papst zunächst in Rom empfangen. Zwei Jahre später, 1998, erfolgte der Gegenbesuch, der Papst reiste nach Kuba. Kurz danach führte Fidel Castro in seinem Land den Weihnachtsfeiertag wieder ein und entließ einige politische Gefangene in Freiheit. Papst Benedikt XVI. besuchte Kuba 2012.

„Möge Kuba sich der Welt öffnen und möge die Welt sich Kuba öffnen!“

Diplomatische Beziehungen zwischen Kuba und dem Heiligen Stuhl bestehen seit 81 Jahren und waren zu keinem Zeitpunkt unterbrochen, was Schritte der Annäherung erleichterte. Fidel Castro hatte, obgleich Atheist und Sozialist, im Gegensatz zu den sozialistischen Führern des Ostblocks nie vollständig mit der katholischen Kirche gebrochen.Bei insgesamt sechs Gelegenheiten traf er Johannes Paul II. und Benedikt XVI.

Als erster Papst betrat Johannes Paul II. am 21. Januar 1998 die Zuckerinsel. Bei der Begegnung mit Fidel, der den Gast am Flughafen in Empfang nahm, blickten beide kurz auf ihre Armbanduhren, als wollten sie diesen historischen Augenblick für immer gewärtigen; die Aufnahme ging um die Welt. Johannes Paul benannte ohne Umschweife einen Wunsch auf tiefstem Herzen:

„Möge Kuba sich mit all seinen großartigen Möglichkeiten der Welt öffnen und möge die Welt sich Kuba öffnen!“

„Wir sind bereit, mit der katholischen Kirche zusammenzuarbeiten!“, erklärte Fidel Castro seinerseits nach der Begegnung mit Johannes Paul hinter verschlossenen Türen. Er habe in dem Kirchenoberhaupt „ein gütiges und edles Antlitz erkennen“ können, der Papst sei ein „sehr respektvoller und liebenswürdiger Mann, so liebenswürdig, dass er fast die ganze Zeit mich sprechen ließ“. Er habe, so Fidel, die Gelegenheit genutzt, dem Papst zu danken „für seine ausgezeichnete Rede vor der FAO, über die Probleme der Welt und der Umwelt“. Besonders geschätzt habe er Johannes Pauls Reden über die Rechte von Indios, Kleinbauern und Landlosen.

„Auch einige religiöse Themen, die Kuba betreffen, wurden mit viel Vorsicht und Bedacht erörtert, ich erklärte ihm, dass unsere Revolution niemals einen antireligiösen Geist gehabt habe, niemals! Und dass niemals ein Priester gedemütigt oder in seiner körperlichen Unversehrtheit angegriffen wurde.“ 

Zeitzeugen und Historiker berichten freilich auch anderes. Schon bald nach seinem Antritt fing Castro an, auf Kuba auch die Stimme der Kirche zu unterdrücken. Kirchliche Schulen wurden geschlossen, 2.500 Priester und Ordensleute mussten allein in den 60er Jahren die Insel verlassen. Später milderte Fidel Castro die Verfolgung ab.

Im Frühjahr 2012 reiste Papst Benedikt XVI. nach Kuba, wo er beim Abflug von Havanna am 28. März 2012 eine nicht minder bemerkenswerte Botschaft an ein sozialistisches Land um Umbruch hinterließ:

„Die gegenwärtige Stunde erfordert dringend, dass im menschlichen, im nationalen und internationalen Zusammenleben unbewegliche Positionen und einseitige Sichtweisen aufgegeben werden, die dazu tendieren, die Verständigung zu erschweren und die Bemühung zur Zusammenarbeit wirkungslos zu machen.“ Benedikt führte mit dem - bereits von seinen Ämtern zurückgetretenen - greisen Revolutionsführer ein lebhaftes, intellektuelles Gespräch und schickte ihm danach mehrere Bücher.

Im Herbst 2015 kam Franziskus auf die „Insel der Revolution“ und sprach Kuba eine Schlüsselrolle in der Begegnung zwischen Nord und Süd zu. „Seine natürliche Berufung ist, Ort der Begegnung zu sein, damit alle Völker sich in Freundschaft versammeln“, so der lateinamerikanische Papst. Er lobte die hoffnungsvolle Annäherung Kubas und der Vereinigten Staaten nach Jahrzehnten der Feindschaft. „Die Welt braucht Versöhnung in dieser Atmosphäre des in Etappen geführten „Dritten Weltkriegs“, den wir erleben.“

(rv/diverse 26.11.2016 gs)








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