2016-11-22 09:52:00

Islam europäischer Prägung – pro und contra


Interreligiöser Dialog einmal andersherum: Juden werden im Islam oft als Feinde betrachtet, und die Bezeichnung „Jude“ dient in vielen islamischen Ländern als Beschimpfung. Das sagt der islamische Religionspädagoge Ednan Aslan. Reformen des Islams sowie eine „kritische Reflexion“ des Korans seien daher nötig, erklärte der Professor am Institut für Islamische Studien der Universität Wien in diesen Tagen bei einem Podiumsgespräch. Aslan trat für die Entwicklung eines „Islam europäischer Prägung“ ein: „Wenn ein Islam europäischer Prägung scheitert, scheitert die Zukunft des Islam in der Welt!“

Dem widersprach sein Mitdiskutant, der Imam Tarafa Baghajati. Man dürfe „die letzten 1.400 Jahre des Islam nicht verteufeln“ - wenngleich es allerdings viele Versäumnisse im muslimisch-jüdischen Dialog gegeben habe.

Aslan betonte, dass es bis heute in der islamischen Lehre eine „heftige Ablehnung der Juden“ gebe. Das müsse in einem ehrlichen Dialog aufgearbeitet werden. Dass islamische Schulbücher „etliche Inhalte der Judenfeindlichkeit kultivieren“, sei heute nicht haltbar. Statt europäisch geprägt sei der hier vermittelte Islam so, wie er im 17. Jahrhundert verstanden worden sei.

Weiterer Teilnehmer des Gesprächs im Gemeindezentrum der Israelitischen Kultusgemeinde Wien war der deutsche Politikwissenschaftler Bassam Tibi. Tibi hat den Begriff des „Euro-Islam“ in den 1990er-Jahren eingeführt. Er rief zu einem „Dialog auf Augenhöhe“ auf. Wichtig sei, Unterschiede anzusprechen und nicht als „Missverständnisse“ aus der Welt schaffen zu wollen. Den Dialog zwischen Christen und Muslimen nannte Tibi wörtlich einen „Dialog der Verlogenheiten“, indem man sich „gegenseitig beweihräuchert“. Dialog müsse Konfliktlösung sein und Probleme müssten angesprochen werden, so sein Standpunkt; ansonsten sei der Dialog wertlos.

Der Islam braucht laut Tibi nicht nur „eine Reform und ein Uminterpretieren“, sondern auch neue Elemente. Den Koran historisch-kritisch zu lesen und nicht zeitgemäße Suren zu erklären, sei dabei die „beste Methode“.

(kap 22.11.2016 sk)








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