2016-11-16 10:11:00

Ö: Auch „Wut-Bürger" zu ethischem Verhalten verpflichtet


Gewalt in der Sprache ist der Vorläufer für Gewalt in der politischen Wirklichkeit: Angesichts der aktuellen politischen Entwicklungen, die sich auch in verbaler und physischer Gewalt von „Wut-Bürgern“ zeigen, hat die Wiener Pastoraltheologin Regina Polak davor gewarnt, hier fatalistisch klein beizugeben. ‚Nicht in die Knie gehen!’ betitelte sie einen aktuellen Essay auf der theologischen Feuilleton-Plattform im Internet, feinschwarz.net, in dem sie die Eliten in die Pflicht für Dienst an der Gesellschaft nimmt.

Polak erinnerte an die Aggression der paramilitärischen Organisationen der 1920er- und 1930er-Jahre in Österreich, die von den damaligen politische Eliten geduldet wurden, „weil man deren Ideen und Ziele teilte". Auch diese „Wut-Bürger der Vorkriegszeit“ hätten wohl durchaus verständliche Ängste und Sorgen gehabt, gestand Polak zu. Jedoch: „Sie hätten zeitgerecht gestoppt werden müssen."

Auch heute bedürfe es der unmissverständlichen Bewertung, „dass eine rüpelhafte, aggressive, auf sexistische, rassistische und andere menschenverachtende Rhetorik setzende politische ‚Kultur', und sei es ‚zum Spaß', schlichtweg indiskutabel ist", betonte Polak. Explosionen politischer Gewalt, die sich zunächst „nur“ im Bereich der Sprache und Einstellungen äußern, seien historisch gesehen immer die Vorbereitung für praktische Umsetzung gewesen. Auch „Wut-Bürger“ seien zu ethischem Verhalten fähig und verpflichtet.

(kap 16.11.2016 ord)








All the contents on this site are copyrighted ©.