2016-11-15 12:26:00

Kirche in Not: „Neues Phänomen religiös motivierter Gewalt“


Ein neuer ‚Bericht zur Religionsfreiheit weltweit 2016‘ warnt vor  den globalen Auswirkungen „eines neuen Phänomens religiös-motivierter Gewalt“. Der Bericht des Hilfswerks „Kirche in Not“ spricht von einem neuen Ultra-Extremismus, der den Weltfrieden, die Stabilität und die gesellschaftliche Harmonie im Westen bedrohe. Zu den zentralen Eigenschaften des „islamistischen Hyper-Extremismus“ gehörten systematische Versuche, alle andersdenkenden Gruppen zu verjagen – einschließlich der Moderaten. 

Die Autoren des Berichts schließen sich den Forderungen an, die Verfolgungen durch den IS als Genozid einzustufen. Sie warnen vor einem breit angelegten Versuch, Pluralismus durch eine religiöse Monokultur zu ersetzen. Der Bericht, der in 196 Ländern der Welt die aktuelle Situation zur Religionsfreiheit beurteilt, kommt zu folgendem Schluss: „In Teilen des Nahen Ostens, einschließlich Irak und Syrien, eliminiert dieser Hyper-Extremismus alle Formen religiöser Vielfalt. Es besteht die Gefahr, dass dies auch in Teilen Afrikas und Asiens geschieht.“

Diese Ansicht vertritt auch Pater Jacques Mourad, der das Vorwort des Berichts verfasst hat. Der  christliche Mönch wurde in Syrien fünf Monate lang vom IS gefangen gehalten, bevor er im Oktober 2015 fliehen konnte. In seinem Vorwort schreibt er: „Unsere Welt steht am Abgrund einer völligen Katastrophe, da der Extremismus alle Spuren der Vielfalt in der Gesellschaft auszulöschen droht.”

Der alle zwei Jahre veröffentlichte Bericht stützt sich auf Untersuchungen von Journalisten, Wissenschaftlern und Geistlichen. Er berichtet, dass es in den betrachteten zwei Jahren bis zum Juni 2016 in jedem fünften Land der Welt Attentate gegeben hatte, die mit Hyper-Extremismus in Verbindung gebracht werden – von Australien bis Schweden sowie in 17 afrikanischen Ländern.

Entgegen der weitläufig vertretenen Ansicht, dass in der Regel die Regierungen für Verfolgung verantwortlich sind, sieht der Bericht die Schuld bei nicht-staatlichen militanten Gruppen in zwölf der dreiundzwanzig am stärksten betroffenen Länder. Angesichts von Flüchtlingszahlen in einer neuen Rekordhöhe von 65,3 Millionen benennt der Bericht den extremistischen Islamismus als „treibende Kraft“ hinter der massiven Vertreibung von Menschen, die aus Ländern wie Afghanistan, Somalia und Syrien fliehen.

Weiterhin weist „Kirche in Not“ auf den Dominoeffekt in westlichen Ländern hin, deren soziales und religiöses Gefüge durch die Ankunft einer beispiellosen Anzahl von Flüchtlingen destabilisiert wird. Derartige Probleme, so der Bericht, werden zusätzlich dadurch verstärkt, dass der Westen sich plötzlich zunehmenden Angriffen durch fundamentalistische Islamisten gegenübersieht. Allerdings seien nicht alle Probleme im Zusammenhang mit Religionsfreiheit auf militanten Islam zurückzuführen. So werde aus China und Turkmenistan ein „erneutes hartes Durchgreifen“ gegen religiöse Gruppen berichtet sowie eine fortwährende Leugnung der Menschenrechte für Gläubige in Nordkorea und Eritrea.

Andererseits seien die Aussichten auch nicht überall trostlos. In Bhutan, Ägypten und Katar – Ländern, die für die Verletzung der Religionsfreiheit berüchtigt sind – vermeldet der Bericht, dass sich die Situation für Glaubensminderheiten während des Berichtszeitraums verbessert hatte.

(pm 15.11.2016 sk)








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