In einer ersten Reaktion nach dem Wahlsieg Donald Trumps äußert sich der Theologe, Sozialethiker und USA-Experte Gregor Scherzinger skeptisch zu den Folgen der US-Wahl. „Der Albtraum vieler ist wahr geworden“, sagte der Wissenschaftler vom Institut für Sozialethik der Universität Luzern am Mittwochmorgen der Katholischen Nachrichten-Agentur. Im Gegensatz zur Aufbruchstimmung nach Obamas Sieg vor acht Jahren breite sich heute „vielerorts eine Art Schockstarre aus“.
Obama habe für ein „Amerika für alle“ gestanden, bei Trump sei das fragwürdig. Der
Tycoon habe in ungeahnter Weise das vor allem ländliche, weiße, christliche Amerika
für sich gewonnen, das demografisch gesehen seine dominante Stellung schon verloren
habe, so Scherzinger weiter. Die Anzahl nichtreligiöser Menschen steige auch in den
USA, selbst die evangelikalen Kirchen könnten ihre Zahlen nicht mehr halten. Der mangelnde
Zuwachs an jungen Gläubigen werde „allein dadurch gebremst, dass es mehr afro-amerikanische
Gemeinschaften oder Hispanics gibt“.
Die „abschätzige, gar verunglimpfende Sprache Trumps gerade gegenüber diesen Amerikanern“
mache allerdings deutlich, „dass Trump sich nicht als deren Präsident verstehen wird“,
so der Theologe. Trump habe zwar versprochen, die „säkulare Kolonialisierung des christlichen
Amerikas“ zu stoppen und die Religionsfreiheit hochzuhalten. Doch „letztlich ist es
bei der Religion wie bei allem anderen: Trump mag sie, wenn sie ihn stark und erfolgreich
macht“.
(kna 09.11.2016 sk)
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