52 Prozent der US-amerikanischen Katholiken haben am Dienstag Donald Trump gewählt und 45 Prozent Hillary Clinton: Das berichten US-Medien am Mittwoch unter Berufung auf die sogenannten Exit-Polls, Umfragen vor Wahllokalen. Bei den weißen evangelikalen Wählern erreichte Trump demnach sogar 81 Prozent, das ist die höchste Zustimmungsrate eines republikanischen Kandidaten seit 2004. Der Siegeszug des Republikaners Trump bei den Katholiken war die eigentliche Überraschung der Wahl, so die Auswertungen. Praktisch alle Vorwahl-Erhebungen hatten bei den Katholiken einen Vorsprung der demokratischen Kandidatin Clinton sehen wollen. Auch 2008 und 2012 hatte die Mehrheit der Katholiken dem demokratischen Kandidaten, Obama, die Stimme gegeben.
Noch nie in der Geschichte der US-Wahlen waren zwei Kandidaten gleichermaßen derart unbeliebt: Trump wegen seiner Art und seiner Ausfälle, Clinton wegen ihrer Skandale und ihrer Nähe zum bestehenden Machtsystem. In den vergangenen Wochen lieferten sie sich erbitterte Auseinandersetzungen. Der Wahlkampf gilt als einer der härtesten und schmutzigsten der amerikanischen Geschichte. Er war geprägt von persönlichen Beleidigungen und Schmähungen. Fakten und Inhalte spielten kaum eine Rolle.
Lebensschutz und Abtreibungsfrage
Vonseiten katholischer Würdenträger hatte es vor der Wahl keine Empfehlung für einen
Kandidaten gegeben. Prominente praktizierende weiße Katholiken warben allerdings für
Trump, allen voran Bill Donohue, Präsident der katholischen Bürgerrechtsorganisation
„Catholic League". Trump stimme in den wichtigsten gesellschaftspolitischen Fragen
am ehesten mit der Lehre der katholischen Kirche überein, sagte Donohue der deutschen
„Tagespost" am Wochenende: „Es gibt kein wichtigeres Recht als das auf Leben, daher
ist Abtreibung das Thema Nummer eins", erklärte er gegenüber der Zeitung.
Trump habe sich klar gegen Abtreibung positioniert, und die katholische Kirche lehre,
dass Abtreibung „in ihrem Wesen böse" sei. Von daher habe der Lebensschutz Vorrang
unter allen gesellschaftspolitischen Fragen. Donohue machte bei den Themen des Wahlkampfes
hierarchische Abstufungen. „Themen, die den Lebensschutz betreffen - Abtreibung, Euthanasie
oder Stammzellenforschung an Embryonen - sind definitiv wichtiger als Einwanderung
oder die Bekämpfung des Klimawandels", erklärte er. Zwar existiere ein moralischer
Imperativ, den Armen zu helfen, jedoch herrsche unter den Katholiken in den Vereinigten
Staaten große Uneinigkeit darüber, wie man Armut am besten bekämpfen könne.
(kap 09.11.2016 gs)
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