Einen Wandel im Umgang mit dem Bösen sieht die australisch-britische Historikerin
Lyndal Roper. Im Gegensatz etwa zur Frühen Neuzeit sei der Teufel heute „keine ernstzunehmende
Figur mehr“, sagte Roper am Dienstag in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur
(KNA) in Düsseldorf. „Aber wir haben auch keine anderen Bilder oder Metaphern mehr,
wie mit dem Bösen umzugehen ist. In der Folge schreiben wir das Böse viel mehr einzelnen
Individuen zu. Wir wollen sie bestraft sehen und meinen, das würde alles lösen.“
Trotzdem könnten Gesellschaften auch heute noch zu „Verfolgergesellschaften“ werden,
warnte die im britischen Oxford lehrende Historikerin mit Blick auf die Höhepunkte
der Hexenverfolgungen ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Gegen solche Tendenzen
solle man sich zur Wehr setzen. „Wir müssen immer aufpassen, wenn Politiker uns einfache
Lösungen bieten oder gar andere Gruppen als Zielscheibe nehmen.“
Roper, die als Spezialistin für die Geschichte des Reformationszeitalters gilt, erhielt
am Montagabend den mit 100.000 Euro dotierten Gerda-Henkel-Preis.
(kna 09.11.2016 gs)
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