2016-11-09 10:06:00

D: „Das Böse wird heute einzelnen Individuen zugeschrieben"


Einen Wandel im Umgang mit dem Bösen sieht die australisch-britische Historikerin Lyndal Roper. Im Gegensatz etwa zur Frühen Neuzeit sei der Teufel heute „keine ernstzunehmende Figur mehr“, sagte Roper am Dienstag in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Düsseldorf. „Aber wir haben auch keine anderen Bilder oder Metaphern mehr, wie mit dem Bösen umzugehen ist. In der Folge schreiben wir das Böse viel mehr einzelnen Individuen zu. Wir wollen sie bestraft sehen und meinen, das würde alles lösen.“

Trotzdem könnten Gesellschaften auch heute noch zu „Verfolgergesellschaften“ werden, warnte die im britischen Oxford lehrende Historikerin mit Blick auf die Höhepunkte der Hexenverfolgungen ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Gegen solche Tendenzen solle man sich zur Wehr setzen. „Wir müssen immer aufpassen, wenn Politiker uns einfache Lösungen bieten oder gar andere Gruppen als Zielscheibe nehmen.“

Roper, die als Spezialistin für die Geschichte des Reformationszeitalters gilt, erhielt am Montagabend den mit 100.000 Euro dotierten Gerda-Henkel-Preis. 

(kna 09.11.2016 gs)








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