2016-11-05 10:59:00

Russland: Patriarch weiht umstrittenes Monument beim Kreml


Der Moskauer Patriarch Kyrill und Russlands Präsident Wladimir Putin haben am Nationalfeiertag des Landes ein umstrittenes Denkmal für den Großfürsten Wladimir enthüllt. Dieser hatte Ende des 10. Jahrhunderts in seinem Kiewer Reich, aus dem die Ukraine, Russland und Weißrussland hervorgingen, das Christentum eingeführt. Die 16 Meter große Statue aus Bronze zeigt den Großfürsten mit einem riesigen Kreuz in seiner rechten und einem Schwert in seiner linken Hand. Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. segnete die Statue. Seine Kirche verehrt Wladimir als apostelgleichen Heiligen.

Wladimir habe die gesamte geistige Grundlage für die Völker Russlands, Weißrusslands und der Ukraine geschaffen, sagte Putin. Die wichtigste Leistung des Großfürsten sei die „Taufe der Rus“ und damit die Christianisierung seines Reiches gewesen. Russland begeht den 4. November seit 2005 als „Tag der Einheit des Volkes“. Das Denkmal sollte ursprünglich vor der Staatlichen Universität errichtet werden. Dagegen protestierten fast 80.000 Bürger erfolgreich mit einer Online-Petition. Die Stadtspitze wählte darauf als Standort den Borowizki-Platz direkt an einer Zufahrt des Kreml. Auf Druck der Weltkulturorganisation Unesco baute man das Monument deutlich kleiner als zunächst geplant, um den 1990 verliehenen Status des Weltkulturerbes nicht zu verlieren. In Kiew steht hingegen eine sieben Meter größere Statue des Großfürsten.

Gegner des Denkmals erinnerten daran, dass Wladimir bei seinen Feldzügen in den Norden äußerst brutal vorgegangen sei. So soll er 980 bei der Eroberung von Polozk den dortigen Fürsten ermordet und dessen Tochter gezwungen haben, ihn zu heiraten. Initiator des Denkmals ist die russische militärhistorische Gesellschaft, die von Kulturminister Wladimir Medinski geleitet wird.

Das 882 gegründete Kiewer Reich gilt als das erste ostslawische Reich. Wladimir nahm 988 den griechisch-orthodoxen Glauben an. Historiker streiten über den Ort seiner Taufe nach byzantinischem Ritus. Manche halten Kiew für wahrscheinlich, andere die Halbinsel Krim. Das Ostslawen-Reich erfuhr anschließend einen Modernisierungsschub.

(kna/rv 05.11.2016 mg)








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