2016-10-29 11:31:00

Caritas beklagt Tragödie der Menschen in Haiti


Ein bedrückendes Bild von der Situation in Haiti nach dem Wirbelsturm Matthew zeichnet Michel Roy, Generalsekretär von Caritas Internationalis. Er ist erst vor kurzem von einer Reise in das betroffene Gebiet zurück gekehrt. Ein Großteil der Bevölkerung lebt bereits seit dem schrecklichen Erdbeben von 2010, das die Infrastruktur Haitis zu großen Teilen zerstörte, in Armut. 62.600 Menschen hausen immer noch in provisorischen Unterkünften, während derzeit 25.000 Menschen riskieren, an Cholera zu erkranken. Der jüngste Wirbelsturm hat die Situation noch verschlimmert: Rund tausend Todesopfer forderte er, zahlreiche Menschen sind von der Versorgung mit Trinkwasser und sanitären Anlagen abgeschnitten. Ein Übriges tut die ausufernde Gewalt, gepaart mit Korruption und schwerfälliger Bürokratie, die die Hilfsleistungen der internationalen Gemeinschaft nur schleppend möglich macht. Roy:

„Es ist eine verzweifelte Lage. Nach drei Wochen haben die Menschen immer noch kein Dach über dem Kopf, und es regnet stark. Unter freiem Himmel zu leben, ist wirklich schwierig für sie. Ich habe Menschen mit einem völlig leeren Blick gesehen, wirklich traumatisiert durch das, was sie durchgemacht haben.“ Erst am vergangenen Freitag hätten die Regenfälle in der südlichen Stadt Les Cayes eine Überschwemmung verursacht. „Es ist kompliziert, aus dieser Tragödie auszubrechen. Die Haitianer sind arm, und ihre Häuser sind mit minderwertigen Materialien erbaut. Dennoch will der Großteil von ihnen nicht in die Städte kommen, sondern lieber ihre Häuser in den kleinen Gemeinden wieder aufbauen. Dafür fordern sie Hilfe. Sie benötigen auch Saatgut, um wieder Ackerbau zu betreiben, sobald sie die Erde wieder freigelegt haben.“

Die Situation dieser dezentralisiert lebenden Menschen sei besonders kompliziert, betont Roy. Alles sei zerstört. Und die Hilfsleistungen, die in Haiti ankämen, seien sowieso schon ungenügend; es sei nicht selten, dass es bei der Austeilung zu Aggressionen komme. Doch vor allem erreichten diese Hilfen gar nicht erst die Landbevölkerung, da die Politiker darauf achteten, zunächst ihre politischen „Freunde“ zu bedenken. „Caritas arbeitet hingegen in den Gemeinden, die außerhalb liegen, die durch den Staat nichts von der offiziellen internationalen Hilfe erhalten.“

Umso wichtiger sei es, die verzweifelte Lage der Haitianer im internationalen Bewusstsein wachzuhalten: „Es ist dringend nötig, dass die Staatengemeinschaft mobil macht, um den Menschen in Haiti zu helfen. Das kostet große Mühe, denn es gibt immer Probleme in diesem Land, doch die Situation ist derart gravierend, dass man sich hochgradig einbringen muss. Es ist eine Tragödie, eine wirkliche Katastrophe hier. Und auch wir, die Kirche und die Caritasfamilie, müssen noch mehr Hilfe bringen. Alles, oder fast alles, muss wieder aufgebaut werden. Das ist sehr wichtig, und dafür benötigen wir Einsatz und Geldmittel.“

(rv 29.10.2016 cs)








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