2016-10-27 12:53:00

Papstpredigt: Gott weint


Gott weint, und Gott auch heute – um die Kriege, die Geldgier und die Blindheit der Menschheit. In seiner Morgenmesse im vatikanischen Gästehaus Santa Marta zeichnete Franziskus an diesem Donnerstag das Bild eines Gottes, der die Schöpfung mit seinem Weinen zugleich neu aufrichtet – nämlich mit der Menschwerdung in Jesus.

In seiner Predigt ging der Papst auf Momente im Evangelium ein, in denen Jesus weint oder der Kummer um die Menschen offenbar wird: seine Klage um Jerusalem und sein Weinen um den Tod des Lazarus: „Es ist Gott, der Vater, der in der Person Jesu weint: ,Wie oft wollte ich deine Kinder um mich sammeln, so wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel nimmt; aber ihr habt nicht gewollt‘: Jemand hat gesagt, dass Gott Mensch wurde, um weinen zu können, das beweinen zu können, was seine Kinder getan hatten. Das Weinen vor Lazarus‘ Grab ist das Weinen eines Freundes. Das ist das Klagen des Vaters.“

Das Weinen des Vaters und das Weinen eines Freundes – Franziskus spann den Faden weiter zum Gleichnis vom verlorenen Sohn, der fortgeht und sein Erbteil verprasst. Sein Vater habe nicht über den verschwenderischen Sohn geklagt, er sei wohl eher „ins stille Kämmerlein“ gegangen, um ihn zu beweinen, so Franziskus. Dieses Bangen und Hoffen drücke sich in der Erzählung folgendermaßen aus, legte der Papst die Bibelstelle aus: „Das Evangelium sagt das nicht so, es erzählt, dass der Vater den Sohn von Weitem sah, als dieser zurückkehrte: Das bedeutet, dass der Vater ständig hinaus trat und den Weg beobachtete, um zu sehen, ob der Sohn heimkehrte. Und ein Vater, der dies tut, ist ein Vater, der mit der Klage lebt und den zurückkehrenden Sohn erwartet. Das ist das Weinen Gottvaters. Und mit diesem Weinen richtet der Vater mit seinem Sohn die gesamte Schöpfung neu auf“.

Die Kreuzigung – ein weiterer Moment, an dem das Leiden Jesu greifbar wird. Hier weinen auch Frauen, Maria und Maria Magdalena, am Fuße des Kreuzes. Das Selbstopfer werden begleitet vom „Weinen des Vaters und der Mutter“, und zwar um die sündhafte Menschheit. So weine Gott auch heute, führte der Papst aus: „Auch heute weint der Vater - angesichts des Unheils und der Kriege, die geführt werden, um den Gott des Geldes zu verehren, angesichts der vielen Unschuldigen, die durch Bomben der Verehrer des Götzenbildes Geld getötet werden. Auch heute sagt er: ,Jerusalem, Jerusalem, meine Kinder, was tut ihr?‘ Und er sagt es den armen Opfern und auch den Waffenhändlern und all jenen, die das Leben der Menschen verkaufen. Es wird uns gut tun zu denken, dass unser Gottvater Mensch wurde, um weinen zu können, und dass er heute weint: Er weint um diese Menschheit, die den Frieden, den er uns anbietet -den Frieden der Liebe -, nicht versteht.“

(rv 27.10.2016 pr)








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