2016-10-25 08:22:00

Krise in Venezuela: Maduro privat beim Papst


Der Präsident von Venezuela, Nicolás Maduro, hat am Montagabend in Rom privat den Papst getroffen. Das teilte der Vatikanische Pressesaal nach der Begegnung mit. Die Visite war zuvor nicht angekündigt worden und hatte auch nicht die übliche Form einer Papstaudienz für ein Staatsoberhaupt. Der Vatikan ließ selbst erkennen, die „besorgniserregende Lage“ in Venezuela sei der Anlass zu der Begegnung gewesen.

Das Statement aus dem Vatikan spricht von einer „politischen, sozialen und wirtschaftlichen Krise“ in Venezuela, „die schwerwiegende Auswirkungen auf das tägliche Leben der ganzen Bevölkerung hat“. Dem Papst gehe es „um das Wohl aller Venezolaner“. Er wolle „einen Beitrag zu (der Stabilität der staatlichen) Einrichtungen leisten und zu jedem Schritt, der dazu beitragen könnte, die offenen Fragen zu lösen und größeres Vertrauen zwischen den Kontrahenten herzustellen“.

Das Statement schließt mit dem Hinweis, Franziskus fordere dazu auf, „mit Mut den Weg des ehrlichen und konstruktiven Dialogs einzuschlagen“. Es gehe darum, „die Leiden der Menschen, vor allem der Armen, zu lindern und ein Klima erneuerten sozialen Zusammenhalts zu fördern“.

Der erste Papst aus Lateinamerika interessiert sich sehr für die dortigen Krisenherde. Zwischen Kuba und den USA hat er hinter den Kulissen erfolgreich auf ein Ende der jahrzehntelangen Eiszeit hingewirkt. Dagegen ist es in Kolumbien oder Venezuela bisher nicht zu einer richtiggehenden Vermittlung des Papstes oder der Ortskirche gekommen. Doch bemüht sich Franziskus, das Zustandekommen  von Dialogen zu erleichtern.

Tauziehen um nationalen Dialog

In Venezuela hoffen Teile der Opposition zu Maduro auf eine vom Vatikan unterstützte Vermittlung von Erzbischof Emil Paul Tscherrig. Der aus der Schweiz stammende Nuntius in Argentinien soll als Beauftragter des Papstes einen Dialog zwischen Maduro und den oppositionellen Kräften Venezuelas zustande bringen. Oppositionelle trafen sich in diesen Tagen mit Tscherrig und dem neuen Papstbotschafter in Caracas, Erzbischof Aldo Giordano.

Doch nach der Begegnung dementierte das Oppositionsbündnis MUD eine Ankündigung Tscherrigs, dass nächsten Sonntag auf der Insel Margarita ein nationaler Dialog zwischen Regierung und Opposition beginnen werde. Das sei nicht vereinbart worden, so das Bündnis; vor dem Starten eines solchen Dialogs müsse die Regierung erst politische Gefangene freilassen. Sowohl die Regierung als auch die Opposition haben nach Angaben der venezolanischen Bischöfe formell den Vatikan um Vermittlung gebeten.

Die staatliche Wahlbehörde CNE hat in letzte Woche die Vorbereitungen für ein Abwahlreferendum gegen Maduro zum Erliegen gebracht. Mit dem Referendum wollte die Opposition den Präsidenten zu Fall bringen und Neuwahlen herbeiführen. Venezuela wird seit mehr als zwei Jahren von einer schweren Versorgungskrise und politischen Spannungen erschüttert.
(rv 25.10.2016 sk)








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