2016-10-23 09:17:00

Österreich/Indien: Weltmissionssonntag für Frauen in Indien


Konkret werden für junge Frauen in Indien und nicht nur klagen: Die Situation der Frauen in Indien ist ein besonderer Schwerpunkt des 90. Sonntags der Weltmission, der an diesem Sonntag begangen wird. Ein Thema, das nach wie vor großer Aufmerksamkeit und Unterstützung bedarf, weiß Schwester Aruna George. Sie ist Projektleiterin bei den Schwestern vom Guten Hirten im indischen Bundesstaat Andhra Pradesh und kümmert sich um Ausbildungs- und Gesundheitsprogramme für Frauen und Kinder aus der Dalit-Kaste. „Die Frauen der Dalit-Gemeinden sind dreifach benachteiligt: Aufgrund ihrer Armut, ihrer Zugehörigkeit zur Kaste der Unberührbaren und da sie Frauen sind", berichtet sie.

Kinder bringen Kinder zur Welt

Besondere Aufmerksamkeit verdient laut Darstellung der Ordensfrau die Situation der Mädchen: Viele haben keinen Zugang zur Bildung, tragen stattdessen als Tagelöhner zum geringen Verdienst ihrer Familie bei und werden schon 14-jährig oder noch jünger verheiratet, arrangiert in der Regel durch die Eltern. „Ein Kind muss ein anderes Kind zur Welt bringen“, bringt die Projektleiterin die Situation der jungen Mädchen auf den Punkt. „Sie sind körperlich nicht ausgereift, und sie haben weder die geistige noch die emotionale Kraft, eine Familie zu erhalten. Auch die Kindersterblichkeit ist sehr hoch, weil die Mädchen körperlich gar nicht dazu in der Lage sind, Kinder zu bekommen.“

Es gebe zwar Gesetze gegen Kinderheirat, doch diese griffen nicht wirklich, da es an politischem Willen zur Umsetzung und am Bewusstsein in der Bevölkerung fehlt, so Sr. Aruna. Die dramatischen Folgen sind hohe Mütter- und Kindersterblichkeit, Kindsmorde an weiblichen Babys, Eltern, die Töchtern Nahrung oder medizinische Versorgung verweigern, bis hin zu Suiziden. „Wir wollen Schluss damit machen. Anstatt uns darüber zu beklagen, was alles passiert, wollen wir etwas positives für die Mädchen tun, ihnen dabei helfen, ihr Selbstbewusstsein und ihre Fähigkeiten zu stärken, so dass sie ,nein´ sagen können zu den Übeln, die ihnen das Leben schwer machen.“

Den nötigen sozialen Wandel strebe man vor allem über Bildungsmaßnahmen an, etwa durch eigene Programme zur Schulvorbereitung und für Schulaussteiger, durch Stipendien für Mädchen aus Dalit-Familien, durch Kurse, die für den Arbeitseinstieg und für die Selbstbestimmung nötigen Kompetenzen stärken, sowie durch gemischtgeschlechtliche Dialogrunden.

Runder Geburtstag 

Der Weltmissionssonntag feiert in diesem Jahr übrigens seinen 90. Geburtstag. 1926 hatte Papst Pius XI. mehrere bestehende Missionsaktivitäten unter einem gemeinsamen Siegel zusammengefügt. Damals lebten noch 80 Prozent der Katholiken in Europa und Nordamerika, während es in Afrika und Asien kaum einheimische Priester und Bischöfe gab. Der Zisterzienserpater Karl Wallner ist seit September Nationaldirektor für die Päpstlichen Missionswerke, kurz missio, in Österreich. Er betont, dass die weltweite Zusammenlegung der Hilfen für die Mission Weltkirche erst möglich gemacht habe: „Statistisch gesehen war die Kirche damals, also 1926, noch keine Weltkirche. Man hat damals erst damit begonnen, die ersten einheimischen Bischöfe zu weihen. Durch diese Umverteilungsaktion, mit der man die armen Diözesen sowie die Missionarinnen und Missionare fördern konnte, ist diese Kirche eine Weltkirche geworden.“

Heute müsse man sich allerdings in Österreich um eine Wiederbelebung und „Verjüngung“ der Aktion und auch des Glaubens bemühen, so die Ansage des missio-Chefs. In vielen Pfarren fehle es an Engagierten, die sich das Anliegen der „Umverteilungsaktion“ zu eigen machen. Geleistete Hilfe sei keine „Einbahnstraße“, betonte er. Gerade der Weltmissionssonntag sei ein Tag, an dem jeder sich bewusst machen könne, dass er etwas Konkretes tun kann. 

(kap 21.10.2016 cs)








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