2016-10-20 15:08:00

Papstpredigt: Anbeten ist Kleinwerden vor Gott


Wie können wir Christus erkennen? Schlüssel ist der Katechismus, doch die Tür ist das Gebet, das Kleinwerden in Gott. Das war die Essenz der Papstpredigt an diesem Donnerstag im Vatikanischen Gästehaus Santa Marta. Ausgehend vom Völkerapostel Paulus, der die Gnade des Heiligen Geistes für die Epheser erbittet, zog Franziskus in seiner Meditation den Prozess des Betens als Annäherung an Gott nach.

Die Lehre über Jesus zu kennen, seine Geschichte, sei nur der erste Schritt, so der Papst: „Christus ist im Evangelium präsent, indem wir es lesen, erkennen wir ihn. Wir alle tun dies, zumindest hören wir das Evangelium, wenn wir die Messe feiern. Der Katechismus lehrt uns, wer Christus ist. Doch das reicht nicht. Um in der Lage zu sein zu verstehen, was die Ausdehnung, Länge, Höhe und Tiefe Jesu Christi ist, muss man zunächst in einen Kontext des Gebetes eintreten, wie Paulus es tut, auf Knien: ,Vater, schick mir den Heiligen Geist, um Jesus Christus zu schauen.‘“

Paulus habe sich regelrecht in Gott „versenkt“, in „das grenzenlose Meer, das Christus ist“. Doch wie können wir etwas erkennen, das keine Grenzen hat? Wie eine Liebe verstehen, „die jede Kenntnis übersteigt“? Indem man die eigene Begrenztheit, die eigene Unvollkommenheit erkennt, lautet die Antwort des Papstes. Dies liege sozusagen in der Natur echten Betens, des Anbetens. Dann trete der Mensch ein in das Geheimnis Christi.

„Man kann nicht anbeten ohne sich selbst anzuklagen. Solche Dinge sind nötig, um in dieses Meer ohne Grund und Ufer einzutreten, das Geheimnis Jesu Christi. Das Gebet: ,Herr, sende mir den Geist, damit er mich führe und Jesus schauen lässt‘. Zweitens, die Anbetung des Geheimnisses, in es einzutreten, indem man anbetet. Und drittens, sich selbst anklagen: ,Ich bin ein Mann der unreinen Lippen‘. Möge uns der Herr auch uns diese Gnade geben, die Paulus für die Epheser erbat, die Gnade, Christus zu schauen und ihn zu verdienen.“

Gott ohne diese intime Konstellation des Betens zu kennen, sei nicht möglich, hielt Franziskus fest. Man müsse sich anstrengen, ja „Zeit verlieren“, um in dieses Mysterium einzutreten: „Man kennt den Herrn nicht ohne diese Angewohnheit der Verehrung, der Anbetung in Stille, verehren. Wenn ich mich nicht irre, ist dieses Gebet der Verehrung - glaube ich - die uns am wenigsten bekannte Form, die wir am wenigsten praktizieren. Ich erlaube mir es so auszudrücken: Zeit vor dem Herrn zu verlieren, vor dem Geheimnis Jesu Christi. Anbeten. Und dort in der Stille - die Stille der Verehrung. Er ist der Herr und ich bete an.“

(rv 20.10.2016 pr)

 








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