2016-10-17 07:52:00

Frankreich: Vergebungsbitte für Katharer-Verfolgung


Etwa achthundert Jahre nach der Verfolgung der Katharer hat ein Bischof in Südfrankfreich um Vergebung gebeten. In der Nähe der Festung von Montségur am Fuss der Pyrenäen feierte Bischof Jean-Marc Eychenne von Pamiers einen Sühnegottesdienst. Damit erinnerte er an die Verbrennung von 220 Katharern am 16. März 1244. Die Katharer werden auch Albigenser genannt; sie galten wegen ihrer Ablehnung der kirchlichen Hierarchie und Sakramente als Ketzer. Verbrannt wurden die 220 Anhänger der Buß- und Armutsbewegung, weil sie sich weigerten, ihrem Glauben abzuschwören. Diese Verbrennung war die letzte größere Aktion im Kreuzzug gegen die Katharer.

Das Bistum Pamiers betont, es handle sich bei der Vergebungsbitte um eine lokale Initiative, die nicht über die Bistumsgrenzen ausgreife. Sie stehe im Zusammenhang mit dem Heiligen Jahr der Barmherzigkeit. „Wir haben uns darum bemüht, zu unterscheiden, welche Geste der Barmherzigkeit wir tun könnten, um die Menschen in der Ariège-Region insgesamt zu erreichen“, so Bischof Eychenne. Das Vorgehen gegen die Katharer sei zwar lange her, aber „extrem grausam“ gewesen und daher immer noch im kollektiven Gedächtnis präsent.

Der Bischof betonte, dass die katholische Kirche seit der Katharer-Verfolgung einiges dazugelernt habe. Mittlerweile gehöre es zum festen Bestand der katholischen Soziallehre, dass Kirche und Staat getrennt sein sollen und dass die Gewissensfreiheit jedes einzelnen unbedingt zu respektieren sei.

„Es geht uns nicht um Selbstgeißelung“, erläuterte Eychenne gegenüber der katholischen Tageszeitung La Croix. „Wir bitten nicht die Katharer um Vergebung, sondern Gott – wegen dieses verletzten, kollektiven Unterbewußten. Viele Menschen haben hier noch das Gefühl, die Katholiken von heute seien im Grunde genauso wie die von damals.“

(apic/la croix 17.10.2016 sk)








All the contents on this site are copyrighted ©.