Die katholische Kirche in Pakistan hat am Donnerstag zum Gebet für die wegen Blasphemie-Anschuldigungen zum Tode verurteilte Christin Asia Bibi aufgerufen. „Ich flehe jeden an, für sie zu beten. Wir beten für einen Gerichtentscheidung zugunsten dieser unschuldigen Frau.“ Dies sagte Emmanuel Yousaf Mani, Nationaldirektor der Kommission für Gerechtigkeit und Friede der pakistanischen Bischofskonferenz, gegenüber dem römischen Onlineportal „AsiaNews“.
Mani hatte am Donnerstag dem Termin am Höchstgericht in Islamabad beigewohnt, bei
dem die vor sechs Jahren verurteilte Frau ihre letzte Chance auf Berufung gegen das
Todesurteil gehabt hätte. Erneut kam die Anhörung nicht zustande - zumal einer der
Richter, Iqbal Hameed ur Rehman, seine Teilnahme verweigerte. Er erklärte sich selbst
als befangen, da er im Fall des früheren Governeurs von Salmaan Taseer in der Urteilsfindung
mitgewirkt hätte. Tasee war von seinem eigenen Leibwächter erschossen worden, der
die Kritik des Politikers am Blasphemiegesetz als Tatmotiv angab.
Das Gericht habe bei der Anhörung „im Grunde gar nichts getan“, erklärte Mani gegenüber
AsiaNews. „Ich weiß nicht, warum Bibis Fall überhaupt mit jenem des ermordeten Governeurs
in Verbindung gebracht wurde“. Der Anwalt der Verurteilten habe für die Katholikin
reden wollen, dies sei ihm aber nicht gestattet worden.
Sabatina James: Richter hatte Angst
Es sei davon auszugehen, dass der Richter „Angst hatte, das Opfer freizusprechen,
da er befürchtet von islamischen Fundamentalisten hingerichtet zu werden“, kommentierte
die in Pakistan geborene, nach Österreich-Aufenthalten nun Deutschland lebende Islamkritikerin
Sabatina James am Donnerstag auf Facebook die jüngsten Vorfälle. Bisher hätten es
nur zwei pakistanische Politiker gewagt, sich öffentlich für Asia Bibi einzusetzen,
und beide seien ermordet worden.
James Angaben zufolge gab der von der Menschenrechtsaktivistin gegründete Verein „Sabatina
eV“ Bibi Rechtsbeistand vor Ort durch den Anwalt Naeem Shakir, der sie auch bei der
bislang letzten Verhandlung vor dem Hohen Gericht vertreten hatte. Werde im Falle
eines Zustandekommens der Anhörung Bibis vor dem Höchstgericht das Todesurteil erneut
bestätigt, so könne nur noch eine Begnadigung des pakistanischen Präsidenten helfen.
Der katholische Bischof der pakistanischen Diözese Faisalabad, Joseph Arshad, bezeichnete
die Zeugenaussagen gegen Asia Bibi als „nicht zuverlässig“. Es gebe zudem bislang
keinen anderen Fall in Pakistan, bei dem jemand aufgrund von Blasphemie gehängt worden
sei. „Die Gerechtigkeit sollte maßgeblich sein und das Recht seinen eigenen Lauf nehmen“,
so die Forderung des Bischofs.
Regierung unter Höchstspannung
Der geplatzten Anhörung von Bibi in Islamabad waren enorme Sicherheitsmaßnahmen vorhergegangen.
Tausende Polizisten waren zur Verhinderung von Unruhen stationiert, nachdem islamistische
Hardliner den Druck auf die Regierung für die Verurteilung und Urteilsvollstreckung
an Bibi erhöht hatten. In einer Erklärung hieß es, man werde im Falle einer Freilassung
der Frau auf die Straße gehen, die Regierung an der Weiterarbeit behindern und eine
Gegenregierung aufstellen. Drohungen wurden auch für alle Unterstützer Bibis ausgesprochen,
darunter auch Botschafter. Ähnlich setzten sich auch 150 sunnitische Kleriker in einer
gemeinsamen Erklärung für eine Bestrafung der Christin nach den Scharia-Gesetzen ein.
Asia Bibi, eine heute 50-Jährige Landarbeiterin, hatte im Juni 2009 während der Feldarbeit
in ihrem Dorf für ihre muslimischen Kolleginnen Wasser aus einem Brunnen geholt. Zwei
von ihnen beschwerten sich anschließend darüber, dass sie als Christin auch aus dem
Gefäß getrunken und damit das Wasser verunreinigt habe. Außerdem habe sie den Propheten
Mohammed beleidigt. Sie wurde daraufhin wegen Blasphemie angezeigt, verhaftet und
im November 2010 in erster Instanz zum Tod durch den Strang verurteilt. Im Oktober
2014 bestätigte ein Berufungsgericht das Urteil, im Juli 2015 setzte der Oberste Gerichtshof
die Todesstrafe aus und machte damit den Weg frei für die erneute Anhörung.
(kap/asianews 14.10.2016 pr)
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