2016-10-13 10:26:00

Österreich: „Amoris laetitia" betont Haltung Jesu, nicht Regeln


„Amoris laetitia", das nachsynodale Schreiben von Papst Franziskus zu Ehe und Familie, setzt nach den Worten von Bischof Benno Elbs „nicht auf neue Regeln. Es geht um unsere Haltung." Es gehe darum, „den Lebensweg, den Menschen wählen, zu respektieren und darin jeweils das Gute zu suchen". In jeder menschlichen Situation, „auch wenn sie noch so weit außerhalb von Vorgaben liegt", seien Chancen auffindbar, so der Vertreter Österreichs bei der Weltbischofssynode vom Herbst 2015. Diese „Haltung Jesu den Menschen gegenüber" einzuüben, ist laut Elbs eine ständige Herausforderung für Seelsorger.

Der Feldkircher Bischof und ausgebildete Psychotherapeut äußerte sich in einem Interview mit der Kooperationsredaktion österreichischer Kirchenzeitungen anlässlich seines neuen Buches „Wo die Seele atmen lernt. Ein neuer Blick auf Ehe und Familie mit Papst Franziskus". Der Band richte sich an Familien und Seelsorger, sei aber auch eine Verbeugung vor den 30.000 Österreichern, die sich vor der ersten der beiden Familiensynoden an der großen Umfrage zu Beziehungen, Ehe und Familie beteiligten: „Da wollte ich danke sagen."

Er habe sich sehr über „Amoris laetitia" gefreut, weil Papst Franziskus vieles aus der weltweiten Befragung, aber auch den Synodenberatungen aufgenommen habe, versicherte Elbs. In seinem Buch sei es ihm darum gegangen, den seelsorglichen Ansatz des Schreibens herauszuarbeiten. „Vieles, was in 'Amoris laetitia' vertreten wird, haben Seelsorger/innen oft schon vorher gemacht", sagte der Vorarlberger Bischof. „Für sie ist das Papstschreiben ein Zeichen der Wertschätzung ihrer Arbeit."

Es gebe freilich auch innerkirchlichen Widerstand, „bei dem zum Teil auf bedenkliche Art abgelehnt wird, was Papst Franziskus vertritt". Elbs erwähnte Seelsorger, die meinten: „Ich weiß, wie die Welt funktioniert und wie Familie zu sein hat - und die Menschen haben sich danach zu richten." Dabei müsse sich die Seelsorge doch an Jesus Christus und am Leben der Menschen orientieren, hielt der Bischof dem entgegen. Zeigten Seelsorger diese problematische Haltung, würden Menschen „verletzt und gedemütigt", und die Kirche werde zur „Zollstation", wie Papst Franziskus sage.
Theologisch begründeten Widerstand gegen den Papst gebe es auch „in gewissen Internetforen und einschlägigen Kreisen", aber „das tangiert die Gläubigen gering oder gar nicht", wie Elbs anmerkte. Er selber halte es mit dem Papst, laut dem die Wirklichkeit „wunderbar komplex" sei. „In einer solchen Wirklichkeit können Gesetze und Regeln nur Leuchttürme oder Leitplanken sein. Ein Ja/Nein-Schema für jeden Fall wäre bequem, aber das Leben ist anders", betonte Elbs.

(kap 13.10.2016 gs)








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