2016-10-06 16:28:00

Philippinen: Kirche setzt auf Dialog


Manilas Kardinal Luis Antonio Tagle will trotz aller Kritik an der rigorosen Drogenpolitik die Gespräche mit der Regierung der Philippinen fortsetzen. Im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur wirbt der in Asien populäre Kirchenmann für eine differenziertere Sicht auf die umstrittene Politik von Präsident Rodrigo Duterte: „Wir brechen die Gespräche nicht ab, sondern bleiben weiter im Kontakt.“ Nur auf diese Weise könne die Kirche im Hintergrund an besseren Lösungen mitarbeiten.

Natürlich sorgten viele martialische Aussagen Dutertes und sein „Krieg gegen die Drogen“ für Besorgnis, betonte Tagle, der auch Präsident von Caritas Internationalis ist. „Ein willkürliches Abschlachten, wie er es selbst nennt, muss ein Ende haben, weil diesen Aktionen unschuldige Menschen zum Opfer fallen.“ Seit Dutertes Amtsantritt Ende Juni wurden mehr als 3.500 Menschen wegen Drogenhandels oder Drogenbesitzes getötet. Das Ziel dahinter werde allerdings von „fast allen Menschen auf den Philippinen“ mitgetragen, ergänzte der Kardinal, „nämlich das Ende der Drogenkartelle mit ihren schmutzigen Geschäften und der Gewalt, die schon viele Chancen auf eine bessere Zukunft und unendlich viele Familien zerstört“ hätten.

Auf Dutertes Agenda, so Tagle, stünden auch etliche Vorhaben, die „für mehr Gerechtigkeit sorgen sollen und auch könnten - wenn sie denn umgesetzt würden“. Darauf müsse die Kirche auch weiter drängen. Als Beispiel nannte er den Druck der neuen Regierung auf die „extrem reichen Oligarchen“, endlich auch ihre Steuern zu zahlen. Zudem wolle Duterte Arbeitsgesetze ändern, die einseitig die Armen benachteiligen.

All dies müsse man neben Dutertes Drogenpolitik weiter im Blick haben, forderte der Erzbischof. Einerseits dränge die Kirche auf Mäßigung in der Gewaltanwendung. Allerdings führten allein öffentliche Anklage und „erhobener Zeigefinger“ nicht weiter. Weitere Verhandlungen seien die einzige Chance, „wenn wir wirklich Verbesserungen erzielen wollen, anstatt nur weitere Verhärtungen zu provozieren“.

(kna 06.10.2016 pr)








All the contents on this site are copyrighted ©.