2016-10-04 10:56:00

Gemeinsames Abendgebet von Papst und Primas Welby


Papst Franziskus und der anglikanische Primas, Justin Welby von Canterbury, treffen sich am Mittwoch in Rom. Auf dem Celio-Hügel wollen sie in der Kirche St. Gregor der Große ein gemeinsames Abendgebet halten, um an den Beginn des offiziellen Dialogs zwischen Katholiken und Anglikanern vor genau fünfzig Jahren zu erinnern. An der Vesper, die von Radio Vatikan um 18 Uhr live mit deutschem Kommentar übertragen wird, sollen 36 katholische und anglikanische Bischöfe aus 19 Ländern teilnehmen.

Bischof David Moxon, ein Neuseeländer, leitet das Anglikanische Zentrum in Rom. Er sagte im Interview mit Radio Vatikan: „Es gibt eigentlich drei Gründe zu feiern. Der erste ist die große Übereinstimmung in der Lehre, die wir mittlerweile erreicht haben. Ich würde schätzen, dass wir in etwa 85 Prozent unserer grundlegenden Lehre einig sind. Dazu gehören Übereinkünfte in Sachen Taufe, Eucharistie und Heirat. Zweitens sind wir mittlerweile in der Mission eine praktische Partnerschaft eingegangen: Da sind sich katholische und anglikanische Bischöfe rund um die Welt einig. Und drittens feiern wir auch den 50. Jahrestag der Gründung des Anglikanischen Zentrums, das eine Art Botschaft beim Papst geworden ist, es sorgt für freundschaftliche Zusammenarbeit des anglikanischen Primas mit dem Vatikan.“

Moxon findet, dass die Beziehungen zwischen anglikanischer und katholischer Kirche geradezu vor einem Durchbruch stehen. „Ein Durchbruch, auf den wir hoffen und um den wir beten können, ist, dass unsere Zusammenarbeit im Gerechtigkeits- und Friedensbereich (Entwicklung, Flüchtlinge, Menschenhandel, Klimawandel...) noch sichtbarer wird. Dass wir vom Reden wirklich zum gemeinsamen Handeln übergehen. Wenn wir das Böse, die Unterdrückung und das Leiden Hand in Hand konfrontieren würden – das wäre wirklich ein Durchbruch für das Reich Gottes!“

So mancher Katholik – oder Anglikaner – würde allerdings etwas ganz anderes einen Durchbruch in ihren Beziehungen nennen: die Interkommunion nämlich. Dass man als Katholik im anglikanischen Gottesdienst kommunizieren dürfte, und umgekehrt. Dazu meint Bischof Moxon: „Die katholische Kirche hat einen sehr hilfreichen Begriff: die verschiedenen Grade der Gemeinschaft. Das heißt, dass wir schon durch die Taufe einen hohen Grad an Gemeinschafft haben, oder wenn wir in Gottesdiensten zusammen beten. Auch wenn wir noch keine volle eucharistische Gemeinschaft haben können, arbeiten wir daran und beten wir darum, der Einladung von Johannes Pauls II.’ Enzyklika ‚Ut Unum Sint’ entsprechend. Diese Enzyklika ist immer noch nicht eingelöst.“

Eines der großen Hindernisse im Zueinander der beiden Weltkirchen ist die Tatsache, dass die Anglikaner Frauen zu Priestern (und mittlerweile auch zu Bischöfen) weihen. „Natürlich haben Sie recht, wenn Sie – und andere – das ein Hindernis nennen. In diesem Punkt sind wir uns tatsächlich nicht einig – wohl aber darin, dass wir in jedem anderen Punkt soweit möglich zusammenarbeiten. Nur Gott weiß, wie dieses Hindernis einmal aus dem Weg geräumt werden kann! Aber wir wissen, dass Gott auch da Wege findet, wo es anscheinend keinen Weg gibt.“

Das Gregor-Kloster auf dem Celio war Heimatsitz des Benediktiners Augustinus, den Papst Gregor I. 596 und – nach einem ersten Fehlschlag – nochmals 597 zur Mission der Angelsachsen nach Südengland aussandte. Augustinus wurde später erster Bischof von Canterbury.

(rv 04.10.2016 sk)

 








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