2016-09-27 10:09:00

Kolumbien: Friedensabkommen unterzeichnet


„Die schreckliche Nacht der Gewalt, die uns mehr als ein halbes Jahrhundert überschattet hat, ist zu Ende!“ Das sagte der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos am Montagabend in Cartagena de Indias. Dort unterzeichnete er zusammen mit dem Führer der FARC-Rebellen, Rodrigo Londono Jimenez alias „Timochenko“, ein Friedensabkommen. Der Rebellenführer selbst erklärte, er bitte „alle Opfer des Konfliktes ehrlich um Vergebung“.

Ein historischer Moment für Kolumbien: Das Abkommen soll einem Bürgerkrieg ein Ende machen, der 52 Jahre gedauert hat und dem mehr als 267.000 Menschen zum Opfer gefallen sind. Am Sonntag wird eine Volksabstimmung über den Text befinden. An der feierlichen Unterzeichnung nahmen zahlreiche Staatschefs aus Lateinamerika teil; auch der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin war dabei.

Nähe von Papst Franziskus

Parolin versicherte den Kolumbianern bei einer Messe in der Kathedrale von Cartagena „die Nähe von Papst Franziskus“. Der erste Papst aus Lateinamerika habe die vierjährigen Verhandlungen zwischen Kolumbiens Regierung und den FARC-Rebellen sehr aufmerksam verfolgt und unterstützt.

Tatsächlich hatte der Papst Ende Juni, als die Verhandlungen im Großen und Ganzen erfolgreich zu Ende gegangen waren, zu Journalisten gesagt: „Ich bin glücklich über diese Nachricht: über fünfzig Jahre Krieg, Guerilla, so viel vergossenes Blut… Es war eine schöne Nachricht, und ich hoffe, dass die Länder, die dafür gearbeitet haben, den Frieden herzustellen, und die die Garantie geben, dass dies weitergeht, es gleichsam „panzern“ und so absichern, dass man nie mehr – weder von innen noch von außen – zu einem Kriegszustand zurückkehren kann. Herzlichen Glückwunsch an Kolumbien, das jetzt diesen Schritt tut!“

Fast 300 Seiten langer Vertrag

297 Seiten hat der Vertrag, den Santos und „Timochenko“ in Weiß gekleidet unterzeichnet haben – übrigens mit einem zu einem Kugelschreiber umgebauten Maschinengewehrprojektil. Aber jetzt muss dieser Frieden noch seine Bewährungsprobe bestehen; die Volksabstimmung vom Sonntag ist da nur die erste Klippe. „Ein ziemlich wichtiger Schritt ist getan, weil das Land durch diesen Vertrag den Frieden in Reichweite hat“, urteilt der kolumbianische Priester Gonzalo Flórez im RV-Interview. „Sagen wir: Es ist ein Anfang. Jetzt kann man denken, dass der Friede wirklich eine Möglichkeit für unsere Nation sein könnte.“

Doch der Priester sieht noch sehr viele Stolpersteine auf dem Weg zum echten Frieden. „Die Lage ist etwas komplex, viele glauben, dass ein Friede in Wirklichkeit gar nicht möglich ist und dass noch einiges zu einer wirklichen Lösung fehlt. Die wirkliche Versöhnung hat noch gar nicht stattgefunden, dazu fehlt noch viel. Sie müsste Tag für Tag aufgebaut werden, vor allem in den Herzen, die durch so viele furchtbare Geschehnisse (der letzten Jahrzehnte) verletzt sind. Unser Land hat eine historische Wunde am Herzen, das ist das Problem. Echte Versöhnung würde heißen, dass man diese Wunde heilt.“

(rv 27.09.2016 sk)








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