2016-09-20 18:07:00

Weltgebetstreffen in Assisi: Durst nach Frieden


Wir haben keine Waffen, aber das Gebet. Mit dieser Botschaft schloss Papst Franziskus das Weltgebetstreffen in Assisi an diesem Dienstag ab. Das nächste Mal wird Deutschland Schauplatz des internationalen Friedenstreffens sein. Bei Abschlusszeremonie auf dem Vorplatz der Franziskusbasilika gab der Münsteraner Weihbischof Stefan Zekorn bekannt, dass das nächste Weltfriedenstreffen im September 2017 in Münster und Osnabrück stattfindet.

In seiner Schlussansprache auf dem Vorplatz der Basilika di San Francesco in Assisi unterstrich er angesichts des weltweiten religiös motivierten Terrors: „Allein der Friede ist heilig und nicht der Krieg!“ Die Menschheit dürste nach Frieden angesichts einer „Wüste des Hochmuts“ und der parteiischen Interessen, eines „ausgedörrten Bodens des Gewinns um jeden Preis“ und des Waffenhandels.

Franziskus machte zum wiederholten Mal eine große Krankheit unserer Zeit aus, die auch die Mitte der Religiosität erreicht habe: das „Heidentum der Gleichgültigkeit“. Doch angesichts von Hunger, Armut, Kriegen und Flucht dürfe die Welt nicht gleichgültig bleiben. Franziskus erinnerte an seinen Besuch auf der griechischen Insel Lesbos, wo gerade an diesem Dienstag das Flüchtlingslager in Brand gesetzt wurde, das er noch besucht hatte. „In Lesbos haben wir – mein lieber Bruder, der ökumenische Patriarch Bartholomäus, und ich – in den Augen der Flüchtlinge das Leid des Krieges gesehen, die Angst der Völker, die nach Frieden dürsten. Ich denke an Familien, deren Leben aus den Fugen geraten ist, an Kinder, die im Leben nichts anderes als Gewalt erlebt haben, an alte Menschen, die gezwungen wurden, ihre Heimat zu verlassen: Sie alle haben einen großen Durst nach Frieden.“

Mit Opfern des Krieges aß Franziskus so auch zu Mittag. Ein eindrückliches Zeugnis gab bei der Abschlusszeremonie eine Syrerin aus Aleppo ab, die über den von der Gemeinschaft Sant’Egidio eingerichteten humanitären Korridor nach Italien gekommen war. Sie bat alle Anwesenden darum, für den Frieden in ihrer Heimat zu beten.

In seiner Meditation während des ökumenischen Gebets in der Unterkirche der Franziskusbasilika verwies Papst Franziskus auf das „Drama des verstockten Herzens“, der unerwiderten Liebe. Im Evangelium zeige sich dieses Drama, wenn der Mensch auf den Durst Jesu mit Essig, dem schlecht gewordenen Wein, antworte. Die Opfer der Kriege seien auch durstig, doch oft werde auch ihnen wie Jesus der bittere Essig der Ablehnung gereicht. „Wer hört ihnen zu? Wer kümmert sich darum, ihnen zu antworten? Zu oft begegnen sie dem betäubenden Schweigen der Gleichgültigkeit, dem Egoismus derer, die sich belästigt fühlen, der Kälte derer, die ihren Hilfeschrei mit jener Mühelosigkeit abstellen, mit der sie den Fernsehkanal umschalten.“ Es gelte, die Welt von der „Verschmutzung der Gleichgültigkeit“ zu reinigen und der Welt ihren „Sauerstoff der Liebe“ zurückzugeben, so Franziskus. „Er bewahre uns alle in der Liebe und führe uns in der Einheit zusammen, damit wir das werden, was er will: ‚eins‘“.

Din Syamsuddin, Präsident des indonesischen Ulema-Rates und ehemaliger Präsident der Muhammadiyah, der zweitwichtigsten islamischen Organisation Indonesiens, betonte in seiner Ansprache, dass der Islam eine Religion des Friedens sei. Die Initiative des Weltgebetstreffen sei für die islamische Gemeinschaft Indonesiens eine Aufgabe und Verpflichtung für die Zukunft: „Wir werden diesen Geist von Assisi auf die Straßen unserer Länder bringen, wir werden ihn die Jugendlichen lehren, um eine plurale Welt zu fördern, die reich an unseren Unterschieden ist. Dies ist unser Weg für den Frieden, und wir werden ihn gemeinsam mit euch gehen.“

Für den Dialog mit dem Islam hat bereits der Heilige Franz von Assisi eine Vorlage geboten. Daran erinnerte der Kustos des Konvents der Franziskanerminoriten von Assisi, Pater Mauro Gambetti. Ausgehend von der Erfahrung des kleinen Bruders Franziskus, der 1219 im ägyptischen Damietta Sultan Malik al-Kamil begegnete, gelte es „demütig im Verhalten, demütiger im Fühlen, am demütigsten in der Selbsteinschätzung ... (2Cel 140: FF 724) zu sein. „Die Demut erlaubt, das Unendliche, das Absolute, das Ewige auszustrahlen, weiterzugeben und wahrzunehmen – das Unendliche, das Absolute, das Ewige, vor dem wir alle nichts sind, ein Windhauch, von gleicher Würde. Die Demütigen respektieren sich, schätzen sich, werten sich gegenseitig auf.“

In seiner Schlussansprache rief Papst Franziskus dazu auf, sich von den „schweren Bürden des Misstrauens, der Fundamentalismen und des Hasses“ zu befreien. Die Menschen aller Religionen und Kulturen  müssten „Handwerker des Friedens“ werden, kreative Vermittler des Friedens. Friede, das heiße Vergebung, Aufnahme, Zusammenarbeit und Erziehung, sagte Franziskus. Auch die Staatslenker seien aufgerufen, über ihre Partikularinteressen hinauszusehen und sich auch den Erwartungen der jungen Generationen anzunehmen. Mit den Worten des heiligen Johannes Paul II., der das Treffen vor 30 Jahren initiierte, schloss Franziskus: „Der Friede ist eine Werkstatt, die allen offensteht, nicht nur Fachleuten, Gebildeten und Strategen. Der Friede ist eine universale Verantwortung.“

Nach einem Augenblick der Stille im Gedenken an die Opfer der Kriege, wurde ein gemeinsamer Friedensappell verlesen. Diese Schlussbotschaft wurde von den religiösen Führern an einige Kinder übergeben, die diese den auf dem Platz anwesenden Repräsentanten und Vertretern der verschiedenen Nationen überreichten. Abschließend entzündeten die religiösen Führer auf zwei großen Leuchtern ein Licht, unterzeichneten den Friedensappell und tauschten einen Friedensgruß aus.

(rv 20.09.2016 cz)








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