2016-09-20 12:55:00

Franziskus in Assisi


Papst Franziskus ist in Assisi eingetroffen. Beim Friedenstreffen der Religionen will der Papst zusammen mit allen anderen rund 500 Würdenträgern aus Christentum, Islam, Judentum und anderer Religionen für Zusammenhalt werben und ein Zeichen gegen Gewalt setzen. Vor seiner Abreise nach Assisi erklärte Papst Franziskus in seiner Morgenmesse, worin aus seiner Sicht der innere Sinn des Friedenstreffen liegt: Die Welt braucht Frieden, und um Frieden zu bitten, ist Pflicht für jeden Menschen, erst recht für jeden, der glaubt. 

Der Papst hält am Nachmittag in der Basilika des heiligen Franziskus ein ökumenisches Gebet mit Vertreten der christlichen Konfessionen. Die nichtchristlichen Delegationen beten unterdessen an anderen Orten. Anschließend treffen sich alle Teilnehmer auf dem Platz vor der Kirche, um einen Friedensappell zu verlesen und der Opfer der Kriege weltweit zu gedenken. Danach hält Franziskus eine Rede.

Gemeinsames Mittagessen und Austausch

Zu der Begegnung am Vormittag reiste der 79-Jährige mit dem Hubschrauber an. Empfangen wurde der Papst vom Ortsbischof Domenico Sorrentino, Umbriens Präsidentin Catiuscia Marini und dem Präfekten Raffaele Cannizzaro sowie von  Assisis Bürgermeisterin Stefania Proietti. Danach begegnete er im Minoritenkonvent dessen Kustos Pater Mauro Gambetti sowie dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I., dem anglikanischen Primas Justin Welby und dem syrisch-orthodoxen Patriarchen Mar Ignatius Aphrem II.

Ebenfalls an dieser Etappe warteten auch höchste Repräsentanten des Islam und des Judentums auf den Papst, darunter Abbas Shuman, der Vizepräsident der Kairoer Al Azhar-Universität, und der Oberrabbiner Roms Riccardo Di  Segni. Kurze Wortwechsel und viele Umarmungen wurden ausgetauscht, der Papst begrüßte jeden einzeln. Danach gingen alle zusammen zum Kloster Sixtus IV, wo die Vertreter aller anderen Religionen und die umbrischen Bischöfe warteten. 

Beim gemeinsamen Mittagessen im Refektorium um 13 Uhr saßen auch zwölf Kriegsopfer mit am Tisch. Unter ihnen die Palästinenserin Rasha mit ihrer 7-jährigen Tochter Janin; beide kamen im Februar nach Italien dank eines bemerkenswerten humanitären Korridors mit ökumenischen Kräften: Sant’Egidio, Föderation der Evangelischen Kirchen und Waldenser Tisch. Mutter und Tochter lebten davor in einem Camp bei Damaskus, ehe sie in den Libanon flüchteten. Auch fünf christliche Flüchtlinge aus Syrien speisen mit dem Papst und den Religionsvertretern, drei armenische Christen, zwei vor Boko Haram geflüchtete Frauen aus Nigeria, darüber hinaus eine Frau aus Eritrea und ein 23-jähriger Mann aus Mali, der eine traumatische Reise über das Mittelmeer von Libyen aus überlebte.

Beim Mittagessen wies der Präsident der Gemeinschaft Sant’Egidio, Marco Impagliazzo, auf das bevorstehende 25-Jahr-Jubiläum der Amtsübernahme von Patriarch Bartholomaios I. hin. Mit diesem führt der Papst am Nachmittag Einzelgespräche, sowie auch mit Erzbischof Welby, Patriarch Aphrem II. und den islamischen und jüdischen Repräsentanten. Die verschiedenen Religionsgemeinschaften veranstalten um 16 Uhr an verschiedenen Orten in der Franziskus-Stadt Gebete, darunter das christlich-ökumenische Friedensgebet in der Unteren Basilika.

Um 17.15 Uhr ist die Abschlusszeremonie für den Papst auf der Piazza San Francesco angesetzt. Grußworte richtet Bischof Sorrentino an die Anwesenden, danach sprechen Andrea Riccardi, Patriarch Bartholomaios, ein Kriegsopfer sowie je ein muslimischer, ein jüdischer und ein buddhistischer Repräsentant. 

Nach der Rede von Papst Franziskus wird ein weltweiter Friedensappell veröffentlicht, der an Kinder aus verschiedenen Nationen verteilt wird. Nach einer Schweigeminute für die Opfer der Kriege, der Unterzeichnung des Friedensappells und dem Austausch des Friedensgrußes fährt der Papst gegen 18.30 Uhr zum Hubschrauberlandeplatz in Santa Maria degli Angeli, von wo er mit dem Helikopter den Rückflug in den Vatikan antritt.

„Friede nötiger denn je“

Das von der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio organisierte Friedenstreffen geht auf eine Initiative von Johannes Paul II. (1978-2005) zurück, der vor 30 Jahren am 27. Oktober 1986 erstmals die Religionen der Welt zum Gebet für den Frieden in die Heimatstadt des Friedensapostels Franz von Assisi (1181/1182-1226) eingeladen hatte. Seither richtete Sant'Egidio jährlich ein Friedenstreffen an wechselnden Orten aus. 2011 reiste auch Papst Benedikt XVI. zum Friedensgebet nach Assisi.

Die diesjährige Veranstaltung unter dem Motto „Durst nach Frieden" begann bereits am Sonntag. In der umbrischen Kleinstadt, Heimatort des Ordensgründers und Friedensapostels Franziskus (1181/82-1226), haben sich zu den Podien, Vorträgen und Gebeten rund 12.000 Teilnehmer eingefunden.

Franziskus hatte die Katholiken weltweit für Dienstag zum Gebet um Frieden aufgerufen. Heute sei der Friede nötiger denn je, sagte der Papst am Sonntag anlässlich des traditionellen Angelus-Gebets auf dem Petersplatz. „Wir sind alle aufgerufen, der Welt ein starkes Zeugnis unseres gemeinsamen Bemühens für den Frieden und die Versöhnung der Völker zu geben", so Franziskus. Vorbild hierfür sei der heilige Franz von Assisi (1181/82-1226).

(rv/diverse 20.09.2016 gs)








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