2016-09-20 09:00:00

Berliner Bischof: „Abendland nicht abschotten“


Er ist der lutherische Bischof einer Metropole, die als glaubenslos gilt und in deren interreligiösem Gebälk es immer wieder knirscht. Dennoch, Berlins lutherischer Bischof Markus Dröge fühlt sich beim Weltfriedenstreffen der Religionen im katholischen Bergstädtchen Assisi keineswegs wie im falschen Film. „Berlin sagt zwar immer, es sei atheistisch; es kokettiert damit auch etwas – aber wir haben viel religiöses Leben in Berlin“, so Dröge im Interview mit Radio Vatikan.

Seine Bischofsstadt habe gerade in interreligiöser Hinsicht ein blühendes Leben aufzubieten. Die Debatten in Assisi findet der lutherische Bischof nicht abgehoben: „Was ich hier jetzt erlebe, ist: Die Fragen, die uns in Berlin bewegen, werden hier mit einer sehr starken Intensität besprochen.“ Dröge nahm in Assisi am Montagabend an einem Gesprächspanel zum Thema Einwanderung und Integration teil.

„Was wir hier sehen und erleben, ist die Aufgabe, die der christliche Glaube in einer globalisierten Welt hat: sich für die Schwächeren einzusetzen. Das werde ich nach Berlin mitnehmen und vor allen Dingen gegenüber Tendenzen zum Ausdruck bringen, die glauben, wir müssten das Christentum verteidigen, indem wir das Abendland abschotten. Hier von Assisi geht eine ganz andere Botschaft aus: Das Christentum hat heute die Aufgabe – ich möchte fast sagen: die Berufung –, den Frieden zwischen den Religionen herzustellen und das friedliche Zusammenleben der Kulturen voranzutreiben!“

Ein religiöses „Wir schaffen das“

Er merke sehr deutlich, dass alle Teilnehmer am Weltfriedenstreffen aus ihrer jeweiligen Weltgegend „den dramatischen Horizont des Unfriedens mitbringen“, so Dröge. Assisi sei kein Elfenbeinturm: „Wir diskutieren vor diesem Hintergrund. Wir wissen, was in der Welt los ist.“ Auch die islamischen Teilnehmer seien sich darüber im Klaren, dass es „ein Problem ist“, wie der Islam derzeit „missbraucht“ werde, um Terror zu begründen.

Dass die großen Religionen in der Stadt des heiligen Franz getrennt voneinander beten, findet der lutherische Hauptstadtbischof richtig: „Wir wollen ja nicht die Kulturen vermischen. Wir müssen uns zuhause fühlen in den Formen unseres Glaubens; wichtig ist, dass dann Schnittstellen entstehen, wo man sehr deutlich zusammensteht.“

Auf die Frage, ob Assisi eine Art religiösen „Wir schaffen das“ sei, versetzte Dröge: „Das kann man vielleicht sagen. Wir spüren hier die Kraft, die in unserem Glauben steckt, um etwas Wesentliches in unserer Welt beizutragen, nämlich etwas für den Frieden. Das ist dieselbe Kraft, mit der wir es auch in Deutschland schaffen müssen und schaffen werden, mit den Herausforderungen fertigzuwerden.“

(rv 19.09.2016 sk)








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